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Eine höhere Befürwortung traditioneller Männlichkeitsideologien (TMI) ist verbunden mit einer reduzierten Inanspruchnahme von Psychotherapie bei psychisch gestressten heterosexuell-identifizierenden Männern; nicht aber bei nicht-heterosexuell-identifizierenden psychisch gestressten Männern. Ebenfalls ist das Verspüren von externalisierenden Depressionssymptomen mit einer reduzierten Inanspruchnahme von Psychotherapie assoziiert. Als heterosexuell-identifizierende Männer, die TMI stark befürworten und eine hohe Anzahl externalisierender Depressionssymptome berichten, haben folglich eine reduzierte Wahrscheinlichkeit, Psychotherapie in Anspruch zu nehmen. Die Auseinandersetzung mit TMI sowie die weitere Untersuchung alternativer Männlichkeitsvorstellungen ist daher insbesondere im Hinblick auf gesundheitsförderndes Verhalten bei heterosexuell-identifizierenden Männer von Bedeutung.
Heterosexuell-identifizierende Männer sind verglichen zu nicht-heterosexuell-identifizierenden Männern weniger geneigt, sich psychotherapeutische Hilfe zu holen, wenn sie unter psychischem Stress leiden. Bisherige Befunde zeigten, dass ein stärkeres Befürworten von TMI bei Männern assoziiert ist mit einer reduzierten Inanspruchnahme von Psychotherapien. Es gab bisher jedoch noch keine Erkenntnisse darüber, wie die Inanspruchnahme von Psychotherapie mit TMI zusammenhängt, wenn die sexuelle Orientierung berücksichtigt wird. Diese Zusammenhänge wurden mit der vorliegenden Studie erstmals untersucht.
Die Daten der Studie entstammen aus zwei anonymen Onlinebefragungen (GPG und AST) der Andromind-Gruppe der Universität Zürich, in denen identische Fragebögen verwendet wurden. Dabei wurden 728 psychisch gestresste Männer (59.9% heterosexuell identifiziert; 40.1% nicht-heterosexuell identifiziert) aus dem deutschsprachigen Raum zur Inanspruchnahme von Psychotherapie, zur Befürwortung von TMI, zum empfundenen Geschlechtsrollenkonflikt sowie zu prototypischen, internalisierenden Depressionssymptomen und zu männerspezifischen, externalisierenden Depressionssymptomen befragt.
Im Ganzen gaben 34.5% (N = 251) der Männer an, derzeit Psychotherapie zu beanspruchen. Unter diesen Männern identifizierten sich 47.4% (N = 119) als heterosexuell und 52.6% (N = 132) als nicht-heterosexuell. Jene Männer, welche derzeit in Psychotherapie waren, berichteten eine tiefere Befürwortung von TMI und mehr prototypische Depressionssymptome verglichen zu jenen, die sich nicht in Psychotherapie befanden. Beim Geschlechtsrollenkonflikt und den externalisierenden Depressionssymptomen zeigte sich kein Unterschied.
Heterosexuell-identifizierende Männer...
...als nicht-heterosexuell-identifizierende Männer.
Bei den externalisierenden Depressionssymptomen zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den sexuellen Orientierungen.
Eggenberger, L., Komlenac, N., Ehlert, U., Grub, J., & Walther, A. (2022). Association between psychotherapy use, sexual orientation, and traditional masculinity among psychologically distressed men. Psychology of Men & Masculinities. Advance online publication.https://doi.org/10.1037/men0000402