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Worauf kommt es an, dass Männer gute Väter sind? Die Wissenschaft hat bis heute keine abschliessende Antwort darauf, die Väterforschung steckt noch in den Kinderschuhen. Unbestritten ist, dass Väter einen wichtigen Einfluss auf die gesunde Entwicklung ihrer Kinder haben. Aber was macht einen guten Vater aus und unter welchen Bedingungen sind Männer überhaupt bereit, Zeit und Ressourcen in ihren Nachwuchs zu investieren?
Mit einer ehemaligen Studie unseres Lehrstuhls mit dem Titel „Psychobiologische Aspekte der Vaterschaft über die Lebensspanne“ sollten Antworten auf diese und ähnliche Fragen gefunden werden. Die Studie verfolgte das Ziel, das öffentliche Bewusstsein für die anspruchsvolle Aufgabe der Väter zu schärfen und ein aktives Engagement von Vätern an der Erziehung ihrer Kinder zu erleichtern.
Mit zunehmendem Engagement der Väter erhöht sich auch die Anzahl alleinerziehender Väter, also derjenigen, die aufgrund ihrer familiären Situation das alleinige Sorgerecht für ihre Kinder übernehmen. Gemäss mehreren Studien sind diese Väter im Vergleich zu Vätern, die ihre Kinder in einer Partnerschaft grossziehen, besonders anfällig für psychische Belastung.
Obwohl eine stabile Beziehung generell als förderlich für das Wohlbefinden gilt, fanden Forscher in einer Untersuchung an kanadischen, 20- bis 64-jährigen Männern heraus, dass eine feste Beziehung besonders für Väter mit Kindern im Haushalt entscheidend zum Wohlbefinden beiträgt, während das Single-Dasein für kinderlose Männer weder besondere Vor- noch Nachteile mitzubringen scheint (1).
Nach einer Trennung von der Kindsmutter kann sich aber ein bleibender, häufiger Kontakt zu den eigenen Kindern grundsätzlich positiv auf das Wohlbefinden des Vaters auswirken (2). Und im Alter vermag eine positive Beziehung zu den eigenen Kindern gar den Verlust eines Partners abzufedern (3). Es lohnt sich also für Vater und Kind, auch in schwierigen Familiensituationen dran zu bleiben!
Übrigens leisten alleinerziehende Väter trotz Extra-Belastung einen super Job: Studien zeigen nämlich, dass Kinder von alleinerziehenden Vätern in ihrer Gesundheit und Entwicklung den Kindern aus «traditionellen» Familienmodellen in nichts nachstehen (4)(5).
Quellen:
(1) Muhammad, A., & Gagnon, A. (2010). Why should men and women marry and have children?: Parenthood, marital status and self-perceived stress among Canadians. Journal of Health Psychology, 15(3), 315–325.
(2) Kamp Dush, C. M. (2013). Marital and Cohabitation Dissolution and Parental Depressive Symptoms in Fragile Families. Journal of Marriage and the Family, 75(1), 91–109.
(3) Kendig, H., Dykstra, P. A., van Gaalen, R. I., & Melkas, T. (2007). Health of Aging Parents and Childless Individuals. Journal of Family Issues, 28(11), 1457–1486.
(4) Krueger, P. M., Jutte, D. P., Franzini, L., Elo, I., & Hayward, M. D. (2015). Family structure and multiple domains of child well-being in the United States: a cross-sectional study. Population Health Metrics, 13, 6.
(5) Bramlett, M. D., & Blumberg, S. J. (2007). Family structure and children's physical and mental health. Health Affairs (Project Hope), 26(2), 549–558.
Interview bei SRF zum Thema Testosteron und Vaterschaft
Lic. phil. Patricia Waldvogel, Doktorandin am Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie, erläutert den Zusammenhang zwischen Testosteron und der väterlichen Fürsorge und nimmt Stellung zur Frage nach dem idealen Vater.
Migros Magazin vom September 2015 zum Thema späte Vaterschaft: „Ältere Väter sind ängstlicher“
Ulrike Ehlert, Professorin für Klinische Psychologie, sagt im Interview, worauf ältere Väter achten sollen und was ihre Frau erwartet.
Der Standard, 14.03.2014, über Rollenbilder in der Familie: „Väter sind raubeiniger“
Prof. Ulrike Ehlert über unsere Väterstudie, geänderte Rollenbilder in der Familie und intensivere Outdoor-Erfahrungen mit den Papas.
Schweiz am Sonntag, 21.09.2013, über die Herausforderung Vaterschaft: „Wartet länger mit Kinderhaben!“
Prof. Ulrike Ehlert (53) erforscht die Rolle der Väter in einem europaweit beachteten Grossprojekt. Die zweifache Mutter über Familie und Karriere, überforderte Väter und das «Projekt Kind», das viele Beziehungen scheitern lässt.
Verfasserin: Dr. Patricia Waldvogel