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Psychologisches Institut Andromind

Männlichkeit, Emotionale Kompetenz, Aggression und Häusliche Gewalt

How does Traditional Masculinity Ideology and Emotional Competence relate to Aggression and Physical Domestic Violence in Cisgender Men?

Auf einen Blick

In der vorliegenden Studie konnte die Assoziation zwischen starker Befürwortung von sowie starker Konformität mit traditioneller Männlichkeitsideologie (TMI) und erhöhter Aggression sowie beeinträchtigter emotionaler Kompetenz in einer deutschsprachigen Männerstichprobe repliziert werden. Im Weiteren zeigte sich ein puffernder Effekt von expressiver Emotionsunterdrückung auf die Beziehung zwischen TMI und dem Anwenden von häuslicher Gewalt. Dies könnte bedeuten, dass Emotionsunterdrückung in gewissen Situationen eine wichtige Emotionsregulationsstrategie bei Männern mit hoher TMI darstellt.

Die Resultate unterstreichen die Wichtigkeit, Interventionsprogramme für Männer mit hoher TMI in die deutsche Sprache zu übersetzen. Im Weiteren sollte TMI in Interventionen, welche Aggression, häusliche Gewalt und emotionale Kompetenzen bei Männern behandeln, direkt adressiert und durch funktionale Männlichkeitsvorstellungen ersetzt werden.

Hintergrund

Häusliche Gewalt beinhaltet die Anwendung von Macht, um einen Partner / eine Partnerin oder ein Kind im gleichen Haushalt zu manipulieren, kontrollieren und dominieren und kann sich in physischer, sexueller, psychologischer oder ökonomischer Gewalt ausdrücken. Männer wenden überproportional häufig physische häusliche Gewalt an. Eine breit akzeptierte Erklärung für diesen Effekt sind zugrundeliegende Geschlechtsrollenkonstrukte. Ein solches Konstrukt ist die traditionelle Männlichkeitsideologie (TMI), welche unter anderem die gesellschaftlich geformte Erwartung beinhaltet, dass Männer physische Gewalt zur Durchsetzung ihrer Interessen anwenden und nur Aggression als negative Emotion bei Männern billigt.

Häusliche Gewalt könnte nicht nur mit TMI, sondern auch mit emotionaler Kompetenz zusammenhängen. In vorangehenden Studien zeigte sich, dass emotionale Kompetenz der wichtigste Faktor war, um Gewaltanwendung von Männern gegenüber ihren Intimpartnern zu erklären. Die vorliegende Studie untersuchte die Interaktionen zwischen TMI, häuslicher Gewalt, Aggression und Emotionsregulation.

Methode

Eine Stichprobe von 428 cisgender Männer aus deutschsprachigen Ländern nahm an einer anonymen Onlineumfrage (AST) teil, in welcher Daten zu TMI, Aggression, häuslicher Gewalt, Alexithymie, Selbst-Mitgefühl und emotionale Kompetenz erhoben wurden.

Resultate: Deskriptiv (Auswahl)

Die Studienstichprobe bestand aus 428 cisgender Männern, welche ein mittleres Alter von 43.9 Jahren aufwiesen. Etwa ein Drittel der Männer berichtete, zurzeit eine offizielle Diagnose einer psychiatrischen Störung zu haben und mehr als die Hälfte gab an, zurzeit psychisch belastet zu sein. Ein Fünftel der Männer befand sich in Psychotherapie. Bezüglich häuslicher Gewalt berichteten 59 Männer (13.8%), jemals häusliche Gewalt gegenüber dem Partner / der Partnerin oder Kindern angewandt zu haben und 70 Männer (16.4%) gaben an, im Laufe ihres Lebens häusliche Gewalt durch ihren Partner / ihre Partnerin oder Kinder erfahren zu haben.

Resultate: Korrelationsanalyse

Eine starke Befürwortung von TMI war assoziiert mit stärkerer Konformität mit TMI, erhöhter expressiver Emotionsunterdrückung, erhöhter Aggression und tieferem Selbst-Mitgefühl. Keine Assoziationen ergaben sich zwischen der Befürwortung von TMI und Alexithymie oder kognitiver Neubewertung. Eine starke Konformität mit TMI war verbunden mit erhöhter Alexithymie, erhöhter expressiver Emotionsunterdrückung, erhöhter Aggression und tieferem Selbst-Mitgefühl. Zwischen Konformität mit TMI und kognitiver Neubewertung ergab sich keine Assoziation. Im Weiteren zeigten sich Korrelationen zwischen hohen Aggressionswerten und häufiger Ausübung von häuslicher Gewalt, erhöhter Alexithymie, erhöhter expressiver Emotionsunterdrückung, weniger kognitiver Neubewertung und tieferem Selbst-Mitgefühl.

Resultate: Multivariate Regressionsanalyse

Lineare Regressionsanalysen zeigten, dass eine starke Befürwortung von TMI und eine Starke Konformität mit TMI beide individuell mit erhöhter Aggression assoziiert waren – auch wenn für diverse Variablen und multiples Testen kontrolliert wurde.

Eine binomiale logistische Regressionsanalyse offenbarte, dass starke Befürwortung von TMI mit häufiger Anwendung von physischer häuslicher Gewalt einherging. Dieser Effekt war jedoch statistisch nicht mehr signifikant, nachdem soziodemographische Variablen und selbst erfahrene physische häusliche Gewalt als Kovariaten in das Modell integriert wurden.

Eine starke Konformität mit TMI für sich war nicht assoziiert mit jemals im Leben angewendeter physischer häuslicher Gewalt. Diese Assoziation wurde jedoch signifikant, wenn soziodemographische Kovariaten und erfahrene physische häusliche Gewalt in das Modell aufgenommen wurden. Bei Korrektur für multiples Testen waren jedoch auch diese Werte nicht mehr signifikant.

Eine zusätzliche lineare Regressionsanalyse, mit welcher die Assoziation zwischen TMI und emotionalen Kompetenzen untersucht und für Kovariaten und multiples Testen kontrolliert wurde, zeigte, dass starke Befürwortung von TMI mit häufiger expressiver Emotionsunterdrückung und reduziertem Selbst-Mitgefühl zusammenhing. Starke Konformität mit TMI war assoziiert mit höheren Werten von Alexithymie, häufiger expressiver Emotionsunterdrückung und reduziertem Selbst-Mitgefühl. Weder Befürwortung von TMI noch Konformität mit TMI hing mit kognitiver Neubewertung zusammen.

Resultate: Moderationsanalyse

Selbst-Mitgefühl hatte einen moderierenden Effekt auf die Assoziation zwischen Befürwortung von TMI und Aggression. Männer mit tieferem Selbst-Mitgefühl zeigten dabei eine tiefere Assoziation zwischen Befürwortung von TMI und Aggression. Dieser Effekt blieb jedoch nach Kontrolle für Kovariaten nicht bestehen.

Alexithymie moderierte die Assoziation zwischen Konformität mit TMI und Anwendung von physischer häuslicher Gewalt. Der Zusammenhang zwischen Konformität mit TMI und Anwendung von physischer Häuslicher Gewalt war bei Männern mit höheren Alexithymie-Werten tiefer ausgeprägt. Dieser Effekt blieb nach Korrektur für multiples Testen nicht signifikant.

Expressive Unterdrückung erwies sich als Moderator für die Assoziation zwischen sowohl Befürwortung von TMI als auch Konformität mit TMI und Anwendung von physischer häuslicher Gewalt. Männer mit stärkerer expressiver Unterdrückung zeigten signifikant tiefere Assoziationen zwischen Befürwortung von TMI bzw. der Konformität mit TMI und der Wahrscheinlichkeit, jemals physische häusliche Gewalt angewendet zu haben. Dieser Effekt blieb nach Korrektur für multiples Testen nicht bestehen.

Kein Moderationseffekt zeigte sich für die Assoziation zwischen TMI und Aggression in Bezug auf Alexithymie, kognitive Neubewertung und expressive Unterdrückung.

Im Weiteren zeigte sich kein Moderationseffekt für die Assoziation zwischen TMI und Anwendung physischer häuslicher Gewalt bezogen auf kognitive Neubewertung und Selbst-Mitgefühl.

Quelle

Logoz, F., Eggenberger, L., Komlenac, N., Schneeberger, M., Ehlert, U., & Walther, A. (2022, September 5). How does Traditional Masculinity Ideology and Emotional Competence relate to Aggression and Physical Domestic Violence in Cisgender Men?. Retrieved from psyarxiv.com/6jtaf

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