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Von 490 Männern berichteten 14.7% einen Statusverlust aufgrund der COVID-19-Pandemie erlebt zu haben. Verglichen mit Männern ohne Statusverlust war bei Männern mit Statusverlust die Wahrscheinlichkeit für einen Suizidversuch im letzten Monat mehr als viermal so hoch und die Wahrscheinlichkeit für Suizidgedanken in den letzten zwei Wochen zweimal so hoch. Statusverlust, jedoch nicht die Befürwortung von traditionellen Männerrollennormen (TMI), war assoziiert mit Suizidoutcomes (Suizidversuche im gesamten Leben, Suizidversuche im letzten Monat, Suizidgedanken während den letzten zwei Wochen). Im Weiteren waren männertypische externalisierende Depressionssymptome und prototypische Depressionssymptome mit den Suizidoutcomes zusammenhängend. Zudem verstärkte die Befürwortung von TMI den Zusammenhang zwischen Statusverlust und Suizidversuch im letzten Monat.
Männer mit hoher Ausprägung der traditionellen Männlichkeit und Statusverlust aufgrund der Pandemie sind einem erhöhten Suizidrisiko ausgesetzt.
Erste Resultate bisheriger Studien zeigen, dass Jobverlust aufgrund der Pandemie mit einem erhöhten Suizidrisiko verbunden ist. Bei Männern zeigte sich im Vorfeld eine stärkere Assoziation von Suizid und Depression mit Arbeitslosigkeit als bei Frauen. Der Erhalt des sozialen Status ist Bestandteil traditioneller Männlichkeitskonstrukte. Daher kann Jobverlust insbesondere bei Männern mit hoher Befürwortung von TMI zu einem Geschlechtsrollenkonflikt und negativen Auswirkungen führen. Männer mit höherer Befürwortung von TMI verspüren zudem eher externalisierende Depressionssymptome und weisen eine grössere Wahrscheinlichkeit auf, Suizid zu begehen als Männer mit tieferer Befürwortung von TMI. Männer mit höherer Befürwortung von TMI erfahren also eher externalisierende Depressionssymptome und Suizidalität in Verbindung mit Statusverlust. Gleichwohl gibt es auch Evidenz dafür, dass sich gewisse Männlichkeitseigenschaften positiv auf das Wohlbefinden und die psychische Gesundheit auswirken können. In der vorliegenden Studie wurden daher die Zusammenhänge zwischen sozialem Statusverlust aufgrund der Pandemie, Suizidalität und Männlichkeitkonstrukten untersucht.
In dieser anonymen Online-Studie wurden 490 Männer im deutschsprachigen Raum bezüglich sozialem Statusverlust aufgrund der Pandemie, Suizidgedanken und Suizidversuchen im letzten Monat befragt. Zudem wurden prototypische (PHQ-9) und männertypische externalisierende Depressionssymptome (MDRS-22) sowie ein Männlichkeitsmass (MRNI-SF) erhoben.
Männer, die Statusverlust erfahren hatten, berichteten signifikant mehr Suizidversuche (im letzten Monat / jemals im Leben) und hatten eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit, in den letzten zwei Wochen Suizidgedanken gehabt zu haben.
Verglichen mit Männer ohne Statusverlust berichteten Männer, welche einen Statusverlust erfahren hatten, über eine signifikant stärkere Befürwortung von TMI und über signifikant mehr männertypische externalisierende Depressionssymptome sowie über signifikant mehr prototypische Depressionssymptome (Fig. 2).
In den logistischen Regressionsmodellen war der Statusverlust mit allen drei Suizidoutcomes assoziiert (auch bei Einbezug soziodemographischer Kovariaten). Männer mit Statusverlust aufgrund COVID-19 hatten eine signifikant erhöhte Wahrscheinlichkeit für Suizidversuche im letzten Monat, Suizidversuche über die gesamte Lebensspanne und das verspüren von Suizidgedanken während den vorangehenden zwei Wochen. Bei den Logistischen Regressionsmodellen, welche unter Einbezug soziodemografischer Kovariaten den Zusammenhang zwischen TMI und der drei Suizidoutcomes untersuchten, konnten keine signifikanten Zusammenhänge gefunden werden.
Walther, A., Grub, J., Tsar, S., Ehlert, U., Heald, A., Perrin, R., ... & Eggenberger, L. (2022). Status loss due to COVID-19, traditional masculinity, and their association with recent suicide attempts and suicidal ideation. Psychology of Men & Masculinities.