Navigation auf uzh.ch

Suche

Psychologisches Institut Klinische Psychologie und Psychotherapie

Psychotrope Effekte von rekombinantem humanem Erythropoietin bei anämischen Patientinnen post partum

Projektleitung: Prof. Dr. U. Ehlert
Projektmitarbeiter:
Schloth, D., Sieber, S., Boban, J., Krafft, A.
Kooperationspartner:
Prof. Dr. R. Huch, PD Dr. C. Breymann (Universitätsspital Zürich, Klinik für Geburtshilfe)
Forschungsförderung:
Hartmann Müller-Stiftung, Zürich
Projektlaufzeit:
2002-2004

In dieser Studie geht es um die Behandlung postpartaler Anämien mit einer Kombination aus rekombinantem humanem Erythropoietin (rhEPO) und Eisensaccharat, die sich in der Vergangenheit als äusserst effektiv erwiesen hat. Ziel ist es, nun zusätzlich mögliche positive psychotrope Effekte von rhEPO auf die Befindlichkeit, die Lebensqualität und die Inzidenz postpartaler affektiver Verstimmungen bei anämischen Wöchnerinnen zu überprüfen.
Zur Untersuchung der Fragestellung wurden anämische Wöchnerinnen (Hämoglobin < 9.7 g/dL) in zwei Gruppen eingeteilt: in eine Treatment- (Gabe von rhEPO und Eisensaccharat) und eine Placebogruppe (Gabe von Placebo und Eisensaccharat). Das Treatment erfolgte doppelblind, placebokontrolliert an vier aufeinanderfolgenden Tagen im Wochenbett. Vier, sieben und 14 Tage post partum wurden weitere Blutproben zur Bestimmung des Eisenstatus entnommen. Jeweils am Tag vor der Blutentnahme wurden die Probandinnen gebeten, mittels Salivetten (Sarstedt, Rommelsdorf) Speichelproben im Tagesverlauf (8:00, 14:00 und 20:00 Uhr) zu erheben, aus denen dann im Labor das Salivacortisol bestimmt werden konnte. Zusätzlich zu diesen physiologischen Messungen wurden nach einer computerunterstützten psychologischen Eingangsuntersuchung zu denselben Messzeitpunkten psychodiagnostische Instrumentarien eingesetzt, mittels derer die psychische Befindlichkeit sowie depressive Reaktionstendenzen insbesondere nach einer Entbindung erfasst wurden. Um die psychische Befindlichkeit auf einem Kontinuum zu erfassen, wurden die Probandinnen darüber hinaus instruiert, während der ersten Wochen ein Befindlichkeitstagebuch zu führen, in dem individuelle Belastungen und Ereignisse festgehalten werden konnten. Insgesamt 6 Wochen nach der Entbindung sollte ausserdem eine Follow up-Befragung durchgeführt werden, in deren Rahmen nochmals die psychische Befindlichkeit und am vorherigen Tag ein Cortisol-Tagesprofil erhoben wurden.
Es wurde erwartet, dass die Probandinnen in den Treatmentgruppen im Untersuchungsverlauf eine bessere psychische Befindlichkeit berichten und weniger durch postpartale affektive Verstimmungen beeinträchtigt sind. Sollte rhEPO neben einem indirekten doch auch einen direkten psychotropen Effekt haben, so wurde des weiteren postuliert, dass sich die Treatment- von den Placebogruppen unabhängig von der Normalisierung der Hämoglobinwerte im 14-Tages-Zeitraum durch eine bessere psychische Befindlichkeit unterscheiden. Unter Herauspartialisierung der körperlichen Symptomatik, die sicherlich mit der psychischen Befindlichkeit interagiert, sollten die Probandinnen der Treatmentgruppe eine positivere Gestimmtheit aufweisen.
Die Hypothesen konnten nicht bestätigt werden. Ein möglicher Grund sind die signifikant unterschiedlichen Hämoglobinwerte zwischen den beiden Gruppen bis zum 8. Tag post partum. Die Frage, ob rhEPO einen psychotropen Effekt auf Frauen mit Anämie post partum hat, muss anhand dieser Resultate verneint werden.

Ausgewählte Publikationen

  • Breymann, A., Richter, C., Hüttner, C., Huch, R. & Huch, A. (2000). Effectiveness of recombinant erythropoietin and iron sucrose vs. iron therapy only in patients with postpartum anaemia and blunted erythropoiesis. European Journal of Clinical Investigation, 30, 154-161.
  • Ehlert, U., Patalla, U., Kirschbaum, C., Piedmont, E. & Hellhammer, D.H. (1990). Postpartum Blues: Salivary cortisol and psychological factors. Journal of Psychosomatic Research, 34, 319-325.
  • Huch, A., Eichhorn, K.H., Danko, J., Lauener, P.A. & Huch, R. (1992). Recombinant human erythropoietin in the treatment of postpartum anaemia. Obstetrics & Gynecology, 80, 127-131.
  • Huch, A., Huch, R. & Breymann, C. (1998). Prevention and Management of Anaemia in Pregnancy and postpartum Haemorrhage. Zürich: Schellenberg Druck AG.
  • Meyer, J.W., Eichhorn, K.H., Vetter, K., Christen, S., Schleusner, E., Klos, A., Huch, A. & Huch, R. (1995). Does recombinant human erythropoietin not only treat anaemia but reduce postpartum (emotional) distress as well? Journal of Perinatal Medicine, 23, 99-109.