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Psychologisches Institut Klinische Psychologie und Psychotherapie

Effekte von Stillen auf die implizite und explizite Gedächtnisleistung

Projektleitung: Prof. Dr. M. Heinrichs, Prof. Dr. U. Ehlert
Projektmitarbeiter: Fanghaenel, K., Hammerfald, K., Stoll, S.
Kooperationspartner: Prof. Dr. R. Huch, Dr. G. Hebisch (Universitätsspital Zürich, Klinik für Geburtshilfe), PD Dr. V. Morger (Universität Zürich, Psychologisches Institut), Prof. Dr. I. Neumann (Universität Regensburg, Abteilung für Zoologie)
Projektlaufzeit: 2000-2002

 

Das neurohypophysäre Peptidhormon Oxytocin ist in seiner Bedeutung für den Milchejektionsreflex beim Stillen sowie Uteruskontraktionen beim Geburtsvorgang hinlänglich bekannt. Die tierexperimentelle Grundlagenforschung der letzten Jahre verweist jedoch auch auf die Relevanz von Oxytocin für die Modulation verschiedener verhaltensrelevanter zentralnervöser Funktionen (v.a. Lernen, Gedächtnis, Sozialverhalten). In einer früheren Studie konnten wir in einem placebokontrollierten Doppelblinddesign zeigen, dass eine intranasale Gabe von exogenem Oxytocin bei gesunden Männern eine signifikante Verschlechterung der expliziten Gedächtnisleistung bewirkt (Cued recall-Test) sowie eine selektive Reduktion des erinnerten Wortmaterials mit reproduktionsbezogenem Inhalt (implizit-konzeptueller Test). Da der Stillvorgang sowohl peripher als auch zentralnervös mit einer ausgeprägten endogenen Oxytocinfreisetzung einhergeht, sollen in dieser Studie die Effekte des Stillens auf die implizite und explizite Gedächtnisleistung geprüft werden.
Durch randomisierte Zuweisung wurden 44 stillende Frauen 7-16 Wochen nach der Geburt zwei Gruppen zugeteilt: Stillen 30 min bzw. Stillen 120 min vor der inzidentellen Lernphase. Als Kontrollgruppe wurden 21 für Alter und Bildungsstand parallelisierte nichtpostpartale Frauen ohne Kinder rekrutiert. Das Wortmaterial enthielt sowohl reproduktionsbezogene als auch neutrale Stimuli.
Die während des Stillens erhöhte Oxytocinfreisetzung ist nicht mit einer Verschlechterung der expliziten Gedächtnisleistung assoziiert ist. Im Gegensatz zur Oxytocinapplikation bei Männern kommt es bei stillenden Frauen nicht zu einer reduzierten Erinnerungsrate von reproduktionsrelevanten Wörtern im implizit-konzeptuellen Test. Stillende Frauen zeigen dagegen eine selektiv verbesserte implizit-perzeptuelle Gedächtnisleistung bezüglich reproduktionsrelevanter Wörter (Kategorie „Baby“) im Vergleich zu nicht-postpartalen Frauen. Die beiden Stillgruppen unterscheiden sich in keinem der erhobenen Gedächtnisleistungen. Aus evolutionsbiologischer Perspektive werden die Befunde mit der für Frauen und Männer unterschiedlichen Relevanz des Erinnerns reproduktionsspezifischer Informationen interpretiert.

Ausgewählte Publikationen

  • Heinrichs, M. (2000). Oxytocin and behavior: Psychobiological effects of oxytocin on human cognitive performance and stress reactivity. Göttingen: Cuvillier.
  • Heinrichs, M., Meinlschmidt, G., Neumann, I., Wagner, S., Kirschbaum, C., Ehlert, U. & Hellhammer, D. H. (2001). Effects of suckling on hypothalamic-pituitary-adrenal axis responses to psychosocial stress in postpartum lactating women. Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism, 86, 4798-4804.
  • Heinrichs, M., Meinlschmidt, G., Wagner, S., Simbrig, I., Wippich, W. & Hellhammer D. H. (1998). Selective effects of oxytocin on human memory. Psychoneuroendocrinology, 23, 15.
  • Heinrichs, M., Neumann, I. & Ehlert, U. (2002). Lactation and stress: Protective effects of breast-feeding in humans. Stress, 5, 195-203.