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Projektleitung:
Heinrichs, M., Soravia, L. M., Ehlert,
U.
Projektmitarbeiter:
Chew, E., Forrer, U., Germann, D., Hill, M.,
Lori, U., Menke, R., Most, A., Nad, V., Pantelis, A., Schmidt, M.
Kooperationspartner:
Prof. Dr. C. Sue Carter (University of Illinois
at Chicago, Department of
Psychiatry), Prof. Dr. U. Stangier (Universität Frankfurt, Psychologisches
Institut),
Dr. D. J.-F. de Quervain (Universität Zürich, Abteilung
Psychiatrische Forschung),
Prof. Dr. I. Neumann (Universität Regensburg, Abteilung für
Neurobiologie)
Forschungsförderung:
Schweizerischer Nationalfonds SNF 105311-100653
(Heinrichs, de Quervain,
Ehlert)
Projektlaufzeit:
2003-2006
Forschungsdatenbank:
Forschungsdatenbank der Universität
Zürich
Soziale Phobie ist die dritthäufigste psychische
Störung nach Depression und Alkoholismus und stellt eine besondere
Herausforderung für das Gesundheitssystem dar. Obgleich verschiedene
psychologische und pharmakologische Behandlungsverfahren vorliegen,
sind die Wirkfaktoren einer erfolgreichen Therapie ebenso wenig
bekannt wie die Ätiologie und Pathogenese der Störung.
Neuere Studien zeigen, dass sich Personen mit sozialer Phobie in
den basalen neuroendokrinen Massen nicht von gesunden Kontrollgruppen
unterscheiden. Vielmehr scheinen Sozialphobiker eine dysfunktional
veränderte Reaktivität der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse
(HHNA) in sozialen Bewertungssituationen (z. B. öffentliches
Reden) zu haben. Aus der Tierforschung ist bekannt, dass positive
soziale Interaktionen die Aktivität der HHNA reduzieren können,
während negative soziale Erfahrungen den gegenteiligen Effekt
haben. In tierexperimentellen Studien steht das Neuropeptid Oxytocin
sowohl mit prosozialem Verhalten als auch mit der zentralnervösen
Kontrolle der psychosozialen Stressantwort im Zusammenhang. Unsere
eigenen Daten zeigen übereinstimmend mit der Tierforschung,
dass sowohl Stimulation mit Oxytocin wie auch soziale Unterstützung
subjektive und physiologische Angst- und Stressreaktionen reduzieren.
Patienten mit sozialer Phobie weisen neben einer HHNA-Hyperaktivität
nach psychosozialer Stress-Exposition auch deutliche soziale Defizite
auf. Ziel des Projekts ist es, die zentrale Verfügbarkeit von
Oxytocin experimentell zu variieren und die Nutzung sozialer Unterstützung
in einem sozio-evaluativen Stressparadigma (Trier Social Stress
Test, TSST) bei Patienten mit sozialer Phobie im Vergleich zu gesunden
Kontrollpersonen zu prüfen.
Im vorliegenden Projekt durchlaufen 60 Männer, welche die DSM-IV
Kriterien für eine generalisierte soziale Phobie erfüllen,
und 60 gesunde Kontrollpersonen den TSST, welcher aus einem Bewerbungsgespräch
und einer Kopfrechenaufgabe vor einem Gremium besteht. In einem
placebokontrollierten Doppelblinddesign erhalten alle Teilnehmer
45 min vor dem Stresstest randomisiert entweder 24 I.U. Oxytocin
oder Placebo intranasal sowie entweder soziale Unterstützung
von der Partnerin oder keine soziale Unterstützung. Zur Erfassung
der Stressreaktivität werden neben psychologischen Parametern
(z. B. Stimmung, Ängstlichkeit, Depressivität, Kontrollüberzeugung,
Aufmerksamkeitslenkung, sozialphobisches Verhalten) auch messwiederholt
endokrine Parameter (Cortisol, ACTH, Noradrenalin, Adrenalin, Oxytocin,
Prolaktin) sowie die Herzrate gemessen.
Im Gegensatz zur etablierten Erforschung pathogener Effekte von
Angst und Stress, fokussiert dieses Projekt erstmals auf protektive
psychosoziale und biologische Mechanismen bei der sozialen Phobie.
Dies stellt einen unmittlbaren Tranfer der bislang vorliegenden
Ergebnisse unserer Arbeitsgruppe aus einer Serie von Studien zur
endogenen und exogenen Stimulation des zentralnervösen Oxytocin-Systems
im Kontext von Angst und Stress auf eine klinische Störung
von hoher gesundheitspolitischer Relevanz dar. Es werden direkte
Implikationen für eine verbesserte psychobiologische Diagnostik
und Therapie von Angststörungen erwartet.