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Psychologisches Institut Klinische Psychologie und Psychotherapie

Interpersonelle, soziokognitive und kulturelle Faktoren der Gesundung von posttraumatischen Belastungsstörungen

Projektleitung: Prof. Dr. A. Maercker
Projektmitarbeiter: Müller, J.
Kooperationspartner: Prof. Dr. Jianping Wang (Institute of Psycholgy, Normal University Bejing, China)
Forschungsförderung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (Oktober 2001 – März 2003), Schweizer Nationalfonds (April 2003 – März 2004)
Projektlaufzeit: 2001-2004

Klinische Beobachtung und vereinzelte Studien zeigen, dass Traumatisierte sich infolge fehlender sozialer Unterstützung und/oder Gesellschaftlicher Wertschätzung als Opfer häufig ungenügend unterstützt, unverstanden, und zu wenig wertgeschätzt fühlen. Als Konsequenz ziehen sie sich verstärkt von zwischenmenschlichen Kontakten zurück. Dies kann die Traumaverarbeitung und Bewältigung Posttraumatischer Belastungsstörungen (PTB) verhindern. Eng damit verknüpft ist das Offenlegen der traumatischen Erfahrungen (Disclosure), dem eine wichtige Rolle bei Traumabewältigung zugesprochen wird. Ziel unseres Projekts war aus diesem Grund die Untersuchung der interpersonellen und soziokognitiven Variablen „Gesellschaftliche Wertschätzung als Opfer/Überlebender“ und „Offenlegen traumatischer Erfahrungen.

Zu diesen Konzepten wurden zunächst zwei neue Fragebögen entwickelt. Zur Validierung wurden diese Fragebögen in einer Pilotstudie 181 ehemals politisch in der DDR Inhaftierten vorgelegt. Die Instrumente wiesen stabile Faktorstrukturen auf, waren intern sehr konsistent und hatten eine gute Test-Retest-Reliabilität. In einer anschließenden Langzeitstudie (2 Messzeitpunkte), wurden diese neu konstruierten Fragebögen gemeinsam mit einer umfassenden Fragebogenbatterie (u.a. PTB-Symptomatik, Lebensqualität, traumabezogene Kognitionen, soziale Unterstützung und kulturelle Werthaltung) einer Stichprobe von 151 deutschen Kriminalitätsopfern vorgelegt. Durch PTB-Symptome belastete Teilnehmer unterschieden sich hinsichtlich der untersuchten Variablen signifikant von unbelasteten Personen: Sie gaben sowohl verstärkt Verschwiegenheit als auch erhöhten Mittei-lungsdrang an. Beides war mit höheren emotionalen Reaktionen assoziiert. Außerdem berichteten Personen mit PTB-Symptomen von stärkerem generellem und familiären Unverständnis und weniger Anerkennung durch ihr soziales Umfeld als Befragte ohne PTB-Symptomatik. Die beiden Variablen klärten im (Quer- und Längsschnitt) zusätzlich zu Standardvariablen wie Alter, Bildung, Traumabedingungen, kognitive Verarbeitung und soziale Unterstützung PTB-Varianz auf.

Die Ergebnisse zeigen, dass die beiden untersuchten soziokognitiven und interpersonellen Variablen "Offenlegen traumatischer Erfahrungen“ und „Gesellschaftliche Wertschätzung als Opfer/Überlebender“ zusätzlich zu schon bekannten psychologischen intrapersonellen Faktoren, wie zum Beispiel kognitiven Veränderungen, zur Chronizität von PTB-Symptomen beitragen. Theoretische und praktische Implikationen dieser Befunde sind zu diskutieren. Zur Überprüfung des Einflusses interkultureller Unterschiede auf die beiden von uns untersuchten Variab-len wurde eine Parallelstudie in China (Peking) initiiert. Diese Studie befindet sich derzeit in der Datenerhebungsphase.

Ausgewählte Publikationen

  • Maercker, A. & Müller, J. (2003). Societal Acknowledgment as Victim: A Scale to Measure a Recovery Factor of PTSD. Submitted.
  • Müller J. & Maercker, A. (2002). Kommunikationsverhalten nach Traumatisierung. Vergleich von Fragebogen- und Textanalysevariablen. Handlung, Kultur, Interpretation, 11, 308-333.
  • Müller J. & Maercker, A. (2003). Interpersonal and socio-cognitive factors of recovery from PTSD in crime victims. European Psychotherapy, 4, 118-119.
  • Müller J. & Maercker, A. (2003). Prädiktion der posttraumatischen Belastungsstörung bei Kriminalitätsopfern: Die Rolle interpersoneller und soziokognitiver Faktoren. Zur Veröffentlichung eingereicht.
  • Müller, J., Beauducel, A., Raschka, J. & Maercker, A. (2000). Kommunikationsverhalten nach politischer Haft in der DDR. Entwicklung eines Fragebogens zum Offenlegen der Traumaerfahrungen. Zeitschrift für Politi-sche Psychologie, 8, 413-427.