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Bildungsökonomische Forschung suggeriert, dass sich Bildung positiv auf den wirtschaftlichen Wohlstand von Menschen auswirkt. So sind höhere Bildungsabschlüsse z.B. mit geringerer Arbeitslosigkeit und einem höheren Erwerbseinkommen assoziiert (für Berechnungen zu Lohnvorteilen in der Schweiz, siehe z.B. https://dievolkswirtschaft.ch/de/2018/02/wolter-cattaneo-03-2018/).
Wer in Bildung investiert, profitiert im Arbeitsleben oft wirtschaftlich. Wie steht es jedoch um die nicht-monetären Aspekte des Erwerbslebens? Zahlt sich ein höherer Bildungsabschluss auch in Bezug auf die Arbeitszufriedenheit aus? Diese Frage untersuchte eine US-Forschungsgruppe in einer kürzlich publizierten Studie. Die Forschenden analysierten Daten von insgesamt 74 publizierten Studien mit insgesamt ca. 135.000 Teilnehmenden, um zu untersuchen, ob höher ausgebildete Personen zufriedener am Arbeitsplatz sind. Die Bildungshöhe spiegelte dabei die Anzahl der abgeschlossenen Ausbildungsjahre wider. Die Arbeitszufriedenheit wurde mit der Frage "Alles in allem, wie zufrieden sind Sie mit Ihrer Arbeit?" erfasst.
Das Resultat: Es gab keinen Zusammenhang zwischen der Bildungshöhe und der Arbeitszufriedenheit. Eine höhere Ausbildung ging also nicht mit einer höheren Arbeitszufriedenheit einher.
Um diesen Nullzusammenhang besser zu verstehen, führten die Forschenden eine zweite Studie durch, um zu untersuchen, mit welchen spezifischen Vor- und Nachteilen höhere Bildungsabschlüsse einhergehen. In einem Fragebogen beurteilen die Studienteilnehmenden neben ihrer allgemeinen Arbeitszufriedenheit diesmal auch konkrete negative und positive Aspekte ihrer Arbeitsbedingungen beurteilen, wie z.B. Arbeitsanforderungen ("Ich habe nicht genug Zeit, um alles bei der Arbeit zu erledigen"), Arbeitsstress ("Ich befürchte, dass die Menge an Stress in meinem Job mich körperlich krank machen wird"), Autonomie am Arbeitsplatz ("Ich habe viel Freiheit zu entscheiden, wann/wie ich meine Arbeit mache") und Abwechslungsreichtum ("Meine Arbeit bietet mir eine Vielzahl von interessanten Aufgaben"). Zudem wurden das Erwerbseinkommen und die Arbeitszeiten der Befragten erfasst.
Die Resultate suggerieren, dass höher ausgebildete Personen zwar über mehr Arbeitsressourcen (Einkommen, Arbeitsautonomie und Arbeitsvielfalt) verfügen, aber auch tendenziell höheren Arbeitsanforderungen (bzgl. Arbeitszeiten, Aufgabendruck, Arbeitsintensität und Zeitdruck) ausgesetzt sind. Im Durchschnitt sind diese Arbeitsanforderungen mit erhöhtem Arbeitsstress und geringerer Arbeitszufriedenheit verbunden, was die Vorteile, die mit den grösseren Arbeitsressourcen verbunden sind, weitgehend ausgleicht. Tatsächlich fiel der Gesamtzusammenhang zwischen Bildung und Arbeitszufriedenheit in dieser zweiten Studie sogar schwach negativ aus.
Somit zeichnet sich bei psychologischen Bildungserträgen ein komplexeres Bild als bei wirtschaftlichen Bildungserträgen. Allerdings sollte erwähnt werden, dass in dieser Studie keine Veränderungen über die Zeit untersucht wurden, welche robustere Rückschlüsse auf den Zusammenhang zwischen Ausbildungshöhe und Arbeitszufriedenheit erlaubt hätten (z.B. indem untersucht wird, ob Ausbildungszuwächse mit Arbeitszufriedenheitszuwächsen einhergehen).
Solomon, B. C., Nikolaev, B. N., & Shepherd, D. A. (2021). Does educational attainment promote job satisfaction? The bittersweet trade-offs between job resources, demands, and stress. Science, 243, 1668-1674.
https://doi.org/10.1037/apl0000904
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