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Wir sind jeden Tag damit konfrontiert, Entscheidungen zu treffen. Dabei wägen wir verschiedene Optionen ab und entscheiden uns für die bevorzugte. Dies geschieht oft auf eine effiziente Art und Weise, ohne dass wir viel Zeit aufwenden. Es gibt verschiedene Informationen die wir heranziehen, um eine Entscheidung zu treffen. Eine von ihnen ist die Position einer Option in einer Sequenz. Die Positionierung einer Option zu Beginn, in der Mitte oder am Ende einer Abfolge von Optionen kann unsere Entscheidung beeinflussen. In der Literatur wird die Präferenz für die erste oder letzte Option in einer Sequenz von möglichen Optionen als serial position effect bezeichnet. Dieser Effekt konnte in ganz verschiedenen Kontexten in Labor- und Feldstudien gezeigt werden. Beispielsweise bevorzugten Personen aus einer Reihe von fünf verschiedenen Weinen den ersten oder den letzten Wein. Was ihnen nicht bewusst war: jedes der fünf Gläser beinhaltete denselben Wein. Längere Sequenzen (vier oder mehr Optionen) führen generell eher zu einer Präferenz der letzten Option. Bei kürzeren Sequenzen hingegen wird öfters die erste Option bevorzugt.
Quigley-McBride und Kolleginnen untersuchten den serial position effect ausserhalb des Labors. Sie werteten dafür Daten von 136 Whisky-Verkostungen aus, welche zwischen 2002 und 2013 in einem Likörshop in Neuseeland durchgeführt wurden. In einem natürlichen Setting gibt es, im Gegensatz zu den immer gleichen Bedingungen in einer Laborstudie, viele verschiedene Faktoren, welche die Auswahl des bevorzugten Whiskys beeinflussen könnten. Die Autorinnen wollten herausfinden, ob der serial position effect trotz dieser verschiedenen Einflüsse einen Effekt auf die Präferenz des Whiskys hat.
Bei jeder Verkostung bekamen die Teilnehmenden ein «Verkostungs-Blatt», auf welchem sieben Whiskys in einer unbekannten Reihenfolge aufgelistet waren. Darunter konnten die Teilnehmenden nach jeder Verkostung ihre Beurteilung aufschreiben. Es sollte am Ende unter anderem ein allgemeiner Punktewert zwischen 1 und 10 (mit 10 = perfekt) für jeden Whisky angegeben werden.
Die Autorinnen berücksichtigten in ihren Berechnungen verschiedenen Variablen, welche die Bewertungen der Whiskys beeinflusst haben könnten: der spezifische Whisky, die Verkostungs-Session, der Alkoholgehalt und das Alter des Whiskys, sowie die Anzahl an Personen welche an der Verkostung teilnahmen. Trotz Berücksichtigung dieser potentiellen Einflussfaktoren zeigte sich, dass der letzte Whisky öfters als der Favorit angegeben wurde und Personen ihm eine höhere Punktezahl zuwiesen als Whiskys in anderen Positionen. Der Alkoholgehalt und das Alter des Whiskys hatten zwar einen weitaus grösseren Einfluss auf das Rating. Dennoch hatte unabhängig davon auch die Positionierung einen Einfluss auf die Präferenz der Verkoster und Verkosterinnen: der letzte Whisky bekam öfters als die anderen in der Sequenz die beste Bewertung.
Quigley-McBride, A., Franco, G., McLaren, D. B., Mantonakis, A., & Garry, M. (2018). In the real world, people prefer their last whisky when tasting options in a long sequence. PloS one, 13(8), e0202732
https://doi.org/10.1371/journal.pone.0202732
Bitte beachten Sie, dass diese Studie nicht in unserem Labor durchgeführt wurde. Wenn Sie an einer Studie in unserem Labor teilnehmen möchten, finden Sie dazu hier weitere Informationen.
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