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Je ähnlicher uns andere Menschen im Aussehen sind, desto eher schenken wir ihnen Vertrauen und desto eher sind wir bereit, mit ihnen zu kooperieren. Das legen nicht nur Sprichwörter wie „Gleich und gleich gesellt sich gern“ nahe, sondern auch zahlreiche wissenschaftlichen Studien. Eine mögliche Erklärung für dieses Phänomen ist, dass die meisten von uns ein sehr positives Bild von sich selbst haben und sich selber als überdurchschnittlich vertrauenswürdig einschätzen. Wenn uns jemand sehr ähnlich ist, muss er oder sie folglich auch vertrauenswürdiger sein. Aus einer optischen Ähnlichkeit wird also auf eine Ähnlichkeit in Werten und Moral geschlossen.
Englische Forscher haben nun untersucht, ob es auch möglich ist, dass wir Personen, die uns von ihrer Vertrauenswürdigkeit überzeugt haben, als uns physisch ähnlicher einschätzen. Wenn dem so wäre – so die Forscher –, dann würde das bedeuten, dass Vertrauenswürdigkeit uns als Hinweis für genetische Verwandtschaft dienen könnte. Nach dem Motto, „wenn mir jemand Vertrauen schenkt, dann vermutlich weil er oder sie zu meiner Sippe gehört“.
Die Untersuchung war als Spiel angelegt, bei dem die Versuchsteilnehmer zuerst jeweils zwei Serien von Fotos von zwei Mitspielern erhielten. Jedes dieser Fotos war ein „morph“, also eine graphische Verschmelzung von ihrem eigenen Bild und dem Bild eines der beiden Mitspieler. Die Teilnehmer mussten jeweils entscheiden, wie weit sie sich in dem jeweiligen Foto selber erkennen. Die Forscher wollten wissen, wie viel Ähnlichkeit, die Teilnehmer diesen beiden Personen gegenüber empfanden. Danach bekamen sie Geld, das sie zwischen den beiden Mitspielern verteilen konnten. Sie konnten das Geld aber auch behalten. Wenn sie es verteilten, wurde der Betrag zwar verdreifacht. Es hing aber von der Gunst der Mitspieler ab, wie viel man von diesem Betrag wieder zurückbekam. Bei kooperierenden Mitspielern wäre es also von Vorteil, möglichst viel Geld zu verteilen, um so am Ende mehr zu haben. Bei egoistischen Mitspielern würde man bei gleichem Vorgehen am Ende nur Geld verlieren.
Nach der Entscheidung sahen sich die Teilnehmer je einen kurzen Film an, in dem die vermeintlichen Mitspieler sagten, wie viel Prozent von dem erhaltenen Geld sie zurückgeben werden. Ein Mitspieler gab an, 70% zurückzugeben, der andere nur 10%. Danach sahen sie nochmals die oben beschriebenen Serien von Bildern an und mussten erneut einschätzen, wie weit sie sich in den Fotos selbst erkannten. Es hat sich gezeigt, dass sich die Teilnehmer nach dem Spiel stärker in dem Bild erkannt haben, bei dem ihr Foto mit dem des vertrauenswürdigen Mitspielers verschmolzen war, als mit dem des Mitspieler, der sie im Spiel benachteiligt hat.
Diese Studie zeigt also, dass wir Personen, denen wir vertrauen, als uns ähnlicher einschätzen. Die Autoren nehmen an, dass wir das deshalb tun, weil uns das erfahrene Vertrauen einer Person als Zeichen von Verwandtschaft dient. Aus der empfundenen Ähnlichkeit heraus steigt wiederum unser Vertrauen in die andere Person. Dieser Mechanismus dient vermutlich der Regulation von Kooperation in Gruppen, auf die wir für unser Überleben angewiesen sind.
Quelle: Farmer, H., McKay, R., & Tsakiris, M. (2013). Trust in me: Trustworthy others are seen as more physically similar to the self. Psychological Science, doi: 10.1177/0956797613494852
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