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Der Natur nahe zu sein, bringt eine Reihe an Vorteilen mit sich, wie zum Beispiel eine verbesserte Immunabwehr. Direkte Kontakte mit Tieren können erwiesenermassen einen noch darüber hinaus reichenden positiven Einfluss auf die Gesundheit haben: Beispielsweise führt Pferdetherapie bei verschiedenen Störungen zur Steigerung des Wohlbefindens. Sich um ein Haustier zu kümmern, geht gewöhnlich mit einer Verringerung von Gefühlen der Einsamkeit einher. Tieren nahe zu sein, kann heilsam sein.
Eine Möglichkeit, Tieren nahe zu sein, ist der Besuch von Zoos oder Freigehegen. Hier können Gelegenheiten zum Mensch-Tier-Kontakt geschaffen werden, bei denen sichergestellt ist, dass das Wohlbefinden der Tiere keinen Schaden nimmt. Wieviel räumlicher Abstand bis hin zur direkten Interaktion hierbei für Tiere vertretbar ist, hängt von der Art ab. In einem Waldstück des West Midland Safari Parks lebt ein munteres Grüppchen verschiedener madagassischer Halbaffen wie Ringelschwanzmakis (Kattas). Diese aufgeweckten, mitunter recht zutraulichen, Halbäffchen gehen dort ihrem gewöhnlichen Tagesgeschäft wie Klettern, Herumturnen und Sonnenbaden nach. Untersuchungen ergaben, dass ihr Verhalten dabei weitestgehend unberührt von den Besucher*innen, die angehalten sind, auf dem Pfad zu bleiben und die Tiere nicht anzufassen. Aber welche Auswirkungen hat ein Rundgang durch dieses Freigehege für Besucher*innen?
Dies haben Forscherinnen der Universität Gloucestershire in Cheltenham im Verlauf eines knapp viertelstündigen Spaziergangs von Besucher*innen mit verschiedenen Methoden untersucht. Diese umfassten Befragungen zur Naturverbundenheit, sowie zur aktuellen Stimmung, die Erfassung der Herzrate und die Messung des Stresshormons Kortisol mittels Speichelproben vor und nach dem Spaziergang. Das Ausmass des Kontakts mit den Lemuren wurde anhand (a) der Anzahl von Halbäffchen, die die Besucher*innen sahen, (b) der Nähe zu den Halbäffchen im Sinne von «ob die Halbäffchen sich genähert, um sie herumgeturnt und ob sie Blickkontakt hatten», und (c) wie sehr dies den Besucher*innen gefiel, erfasst.
Die Analyse zeigte, dass sich die Stimmung der Besucher*innen nach dem Rundgang durch das Freigehege verbesserte, wobei die Herzrate keine Veränderung zeigte. Ausserdem sank der Pegel des Stresshormons Kortisol im Verlauf des Spaziergangs. Die Stärke dieses Zusammenhangs variierte mit der Qualität der Mensch-Tier-Interaktion. Der physiologische Stresspegel sank stärker bei denjenigen Besucher*innen, um die viele Lemuren herumturnten, und bei denjenigen, die dies als ein besonders schönes Erlebnis bewerteten. Auch die Einstellung gegenüber der Natur hatte einen Einfluss auf die Stärke des Zusammenhangs. Besonders deutlich war der Rückgang im physiologischen Stresspegel bei Besucher*innen, die zuvor angegeben hatten, sich gerne in der Natur aufzuhalten und Naturschutzthemen als wichtig zu erachteten.
Zusammenfassend scheint selbst schon ein kurzer Spaziergang durch ein Freigehege, bei dem es zu Mensch-Tier-Kontakt mit Abstand kommt, zu einer Reduktion des physiologischen Stresspegels zu führen. Ein Besuch im Freigehege scheint also nicht nur gute Laune mit sich zu bringen, sondern auch der körperlichen Entspannung zu dienen – vor allem bei denjenigen Besucher*innen, die die Natur schätzen.
Sumner, R. C., & Goodenough, A. E. (2020). A walk on the wild side: How interactions with non-companion animals might help reduce human stress. People and Nature, 2, 395–405.
https://doi.org/10.1002/pan3.10074
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