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Die Antwort ist klar: Nein.
Das hat die Forschergruppe um die renommierte Baby-Forscherin Judy S. DeLoache in ihrer neuesten Studie gezeigt.
In den letzten Jahren boomt der Markt mit so genannten Baby-Medien, mit deren Hilfe Säuglinge und Kleinkinder lernen sollen. Meistens handelt es sich um Videos, die in einfacher Sprache und mit farbigem Bildmaterial probieren, Kindern neue Wörter beizubringen. Solche Videos erfreuen sich grosser Popularität bei den Eltern. Kein Wunder, die kleinen Knöpfe sitzen gebannt vor dem Bildschirm und die Eltern haben ein paar Minuten Zeit, um das schmutzige Geschirr einzuräumen. Bis zu 40% der Eltern glauben aber, dass ihre Kleinen durch die Videos auch tatsächlich etwas lernen.
Genau dieser Frage ist die Forschergruppe um Judy S. DeLoache nachgegangen. Eltern von 12 bis 18 Monate alten Kindern haben das bestverkaufte Baby-Video erhalten, um es ihren Sprösslingen zu Hause vorzuspielen. Das Video zeigte Objekte im Haus und Garten, die von einer Person benannt wurden. Auf diese Weise sollten die kleinen Kinder 25 neue Wörter lernen. Eine Gruppe der Kinder hatte während vier Wochen täglich das Video geschaut. Die Eltern waren zwar in der Nähe, haben aber nicht mitgeschaut. Eine zweite Gruppe schaute das Video immer mit ihren Eltern. Die dritte Gruppe schaute das Video nicht, die Eltern übten aber mit ihren Kindern die 25 Wörter bei alltäglichen gemeinsamen Tätigkeiten. Die vierte Gruppe hat weder das Video geschaut, noch mit ihren Eltern die Wörter geübt.
Die Ergebnisse sprachen eine klare Sprache: Diejenigen Kinder, die (mit oder ohne Eltern) das Video geschaut haben, haben keinen Lernzuwachs bei den 25 Wörtern gezeigt. Sie konnten nach dem vierwöchigen intensiven «Video-Training» nicht mehr von den 25 Objekten zeigen als vorher und unterschieden sich darin nicht von der vierten Gruppe, die gar kein Video gesehen hat. Einzig diejenigen Kinder, deren Eltern mit ihnen die Wörter im Alltag geübt haben, haben am Schluss der Untersuchung deutlich mehr Objekte erkannt.
Die Studie hat weiter gezeigt, dass die Eltern den Lernzuwachs ihrer Sprösslinge meistens überschätzten und zwar umso mehr, je besser ihnen persönlich das Video gefallen hat.
Kleine Kinder lernen also immer noch am besten in einer natürlichen Umgebung mit ihren Eltern und anderen nahen Bezugspersonen. Diese Aufgabe können Baby-Videos den Eltern nicht abnehmen. Sie verschaffen ihnen höchstens ab und zu eine Atempause.
Quelle: DeLoache J.S., Chiong, C., Sherman, K., Islam, N. Vanderborght, M., Troseth, G.L., Strouse, G.A., & O’Doherty K. (2010). Do babies learn from baby media? Psychological Science, published online 20 September 2010. DOI: 10.1177/0956797610384145.
Bitte beachten Sie, dass diese Studie nicht in unserem Labor durchgeführt wurde. Wenn Sie an einer Studie in unserem Labor teilnehmen möchten, finden Sie dazu hier weitere Informationen.