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Ob sich Personen an etwas Erwünschtes annähern oder etwas Unerwünschtes vermeiden wollen, gehört zu den grundlegenden Unterscheidungen in der Motivationspsychologie. So kann man auch in zwischenmenschlichen Beziehungen entweder Annäherung suchen (Annäherungsmotivation) oder Ablehnung vermeiden (Vermeidungsmotivation). Was auf den ersten Blick als zwei Seiten einer Medaille erscheint, hat sehr unterschiedliche Konsequenzen für den Erfolg in zwischenmenschlichen Beziehungen. Annäherungsmotivation führt zu positiv erlebten und erfolgreichen sozialen Interaktionen, Vermeidungsmotivation ist dagegen mit negativem Erleben und geringem Erfolg in sozialen Situationen verknüpft.
Die Ergebnisse von insgesamt fünf Studien untersuchten Prozesse, die den beiden Motivationen zugrunde liegen. Wenn Personen Bilder mit uneindeutigen Gesichtsausdrücken als positiv oder negativ interpretieren sollten, führte die Vermeidungsmotivation zu mehr negativen Interpretationen. Vermeidungsmotivierte Menschen tendieren also dazu, in einer uneindeutigen Situation eher das Negative zu sehen.
In einer weiteren Studie, in der Personen mit Armbewegungen auf bedrohliche und freundliche Gesichtsausdrücke reagieren sollten, zeigte sich, dass Annäherungsmotivation mit schnelleren Reaktionen auf freundliche im Vergleich zu bedrohlichen Gesichtern verbunden ist. Die Vermeidungsmotivation führte dagegen zu einer Verlangsamung auf beide Arten von Gesichtsausdrücken. Annäherungsmotivierte Menschen fokussieren also vor allem auf das Positive, währen Vermeidungsmotivierte Menschen allgemein zurückhaltend sind, womöglich weil sie Angst haben, etwas falsch zu machen.
Dies bestätigte sich in einer weiteren Studie, in der Personen eine unbekannte Gesprächspartnerin kennenlernen sollten. Je höher die Annäherungsmotivation war, desto aktiver waren die Menschen in dem Gespräch und desto positiver haben sie es erlebt. Die Vermeidungsmotivation führte dagegen zu einem passiven, zurückhaltenden Verhalten in der Situation (z.B. weniger sprechen, Augenkontakt vermeiden). Dementsprechend haben vermeidungsmotivierte Personen auch berichtet, dass sie in der Situation nervös waren.
Aus einer längerfristigen Perspektive scheinen sich die für die Vermeidungsmotivation charakteristischen negativen Prozesse auf das subjektive Wohbefinden auszuwirken, wie eine weitere Studie zum subjektiven Wohlbefinden bestätigte. Vermeidungsmotivierte Personen berichteten, sich in den letzten drei Monaten negativer zu fühlen und allgemein wenig zufrieden zu sein.
Quelle: Nikitin, J., & Freund, A. M. (2010). When wanting and fearing go together: The effect of co‐occurring social approach and avoidance motivation on behavior, affect, and cognition. European Journal of Social Psychology, 40, 783-804.
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