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Vielleicht kommt Ihnen die Situation vertraut vor: Sie sind auf einer Party und ein attraktiver Mann flirtet mit fast allen anwesenden Frauen . . . aber irgendwie will ihn am Schluss doch keine. Oder die folgende Situation: Eine hübsche und nette Frau verliebt sich jede Woche neu . . . und findet doch kein Glück bei den Männern.
Warum sind manche Menschen weniger erfolgreich bei der Partnersuche, obwohl sie doch nicht minder attraktiv sind als andere, und vor allem: obwohl sie so offen für die Reize von möglichen Partnern oder Partnerinnen sind?
Eine mögliche Antwort auf diese Frage haben die Forscher an der Northwestern University bei Chicago und dem Massachusetts Insitute of Technology in Boston, dem berühmten MIT, gefunden. Hierzu haben sie eine etwas ungewöhnliche Untersuchung durchgeführt. Sie haben 156 Studierende an einem sogenannten Speed-Dating teilnehmen lassen. Beim Speed-Dating geht es darum, innert kurzer Zeit möglichst viele potentielle Partner/innen kennen zu lernen. Mindestens 10 Männer und Frauen sitzen einander gegenüber und können in je 5 Minuten einen ersten Eindruck voneinander gewinnen. Bevor sie dann zu dem nächsten Partner (der nächsten Partnerin) wechseln, notieren sie auf einem Blatt Papier, ob sie sich mit der Person, mit der sie gerade gesprochen haben, treffen möchten, und wie begehrenswert sie sie fanden. Die andere Person erfährt die Antwort nicht. Nur bei einem «Match», also einem gegenseitigen Interesse, werden am Ende die jeweiligen Kontaktinformationen beiden Personen weitergegeben.
Überraschenderweise haben die Forscher dabei herausgefunden, dass es sich nicht auszuzahlen scheint, wenn man jede oder jeden möglichen Partner positiv einschätzt. Je mehr die gerade kennengelernten Personen des anderen Geschlechts man als attraktiv einschätzte und kennen lernen wollte, desto weniger wurde man selbst als attraktiv eingeschätzt und für ein weiteres Kennenlernen ausgewählt. Umgekehrt fanden die Forscher, dass Personen, die sehr wählerisch sind, von anderen als attraktiver eingeschätzt werden. Mit anderen Worten, wenn man nur wenige Personen für ein weiteres Kennenlernen auswählt, wird man umgekehrt selbst mit einer grösseren Wahrscheinlichkeit für ein Treffen erwünscht.
Sollten Personen, die auf Partnersuche sind, nun immer höchst wählerisch vorgehen? Nach der vorliegenden Studie kann man dies nicht unbedingt bejahen. Der gezeigte Zusammenhang zwischen der Anzahl der selbst ausgewählten Personen und dem Ausgewähltwerden war zwar statistisch bedeutsam, aber nicht sehr stark ausgeprägt. Das bedeutet, dass die Exklusivität des romantischen Interesses noch keine Garantie dafür ist, den anderen von sich zu überzeugen. Ein undifferenziertes Interesse an vielen möglichen Partnern/innen ist dagegen ein zuverlässiger «Killer» des romantischen Begehrens. Dies gilt sowohl für physisch anziehende als auch für weniger anziehende Personen und sowohl für Männer als auch für Frauen.
Die Forscher begründen diesen Befund damit, dass das Bedürfnis, als ganz und gar einzigartig wahrgenommen zu werden und gerade aufgrund der eigenen Individualität von einer anderen Person als attraktiv eingeschätzt und umworben zu werden, wahrscheinlich eine wichtige Rolle für das romantische Interesse spielt. Menschen, die anderen diese Einzigartigkeit nicht vermitteln können, wirken schon in den ersten paar Minuten einer Begegnung wenig anziehend.
Quelle: Eastwick, P.W., Finkel, E.J., Mochon, D., & Ariely, D. (2007). Selective versus unselective romantic desire: Not all reciprocity is created equal. Psychological Science, 18(4), 317–319.
Bitte beachten Sie, dass diese Studie nicht in unserem Labor durchgeführt wurde. Wenn Sie an einer Studie in unserem Labor teilnehmen möchten, finden Sie dazu hier weitere Informationen.