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In mehreren Studien haben die Forscher nachgewiesen, dass es den meisten Menschen mehr Freude macht, Geld für Erlebnisse auszugeben, als materielle Güter zu erwerben und zu besitzen. So wurden die Probanden zum Beispiel gebeten, die Folgen entweder einer Investition in ein Erlebnis oder eines materiellen Kaufs auf ihre Lebenszufriedenheit einzuschätzen. Als Erlebniskäufe wurden meistens Eintrittsgelder und Reisekosten angegeben, als materielle Käufe gaben die meisten den Erwerb von Schmuck, Kleidung und technischen Geräten an. Die Mehrheit (57%) der Probanden gab an, dass der Erlebniskauf ihnen mehr Glücksgefühle bereitet hatte als der materielle Kauf (34%). Bei Befragten mit geringem Einkommen galt dieser Unterschied jedoch nicht: Anscheinend kommt er erst zustande, wenn die grundlegenden materiellen Bedürfnisse erfüllt sind. Schliesslich zeigten die Forscher auch in einem Experiment, dass es die Probanden unmittelbar glücklicher machte, über ein vergangenes Erlebnis, für das sie Geld ausgegeben hatten, nachzudenken, als über ein materielles Gut, das sie erworben hatten.
Wieso aber macht es uns offenbar glücklicher, unser Geld für Erlebnisse auszugeben als für materielle Konsumgüter? Die Autoren spekulieren, dass Erlebnisse wichtiger für unsere Identität sind, da wir sie als einen Teil unserer Person sehen und erinnern, was für die meisten Konsumgüter nicht gilt. Erinnerungen an schöne Erlebnisse bleiben ein Teil unseres Selbst und unserer persönlichen Vergangenheit. Konsumgüter hingegen sind eher «aussen vor», wenn es um unsere Identität geht. Ausserdem haben Erlebnisse einen höheren sozialen Wert als Konsumgüter, denn oft sind andere Menschen Teil von ihnen und unseren Erinnerungen an diese Erlebnisse, man denke an Urlaube oder Konzertbesuche mit Freunden, während uns der Besitz von Konsumgütern nicht mit unseren Mitmenschen verbindet. Selbst wenn nicht andere Menschen direkt an unseren Erlebnissen beteiligt sind, werden sie oft dann noch involviert, wenn wir ihnen später davon berichten. Von unserem materiellen Besitz lassen sich hingegen nicht so schöne Geschichten erzählen.
Quelle: Van Boven, L. & Gilovich, T. (2003). To do or to have? That is the question. Journal of Personality and Social Psychology, 85, 1193–1202.