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Die Forscher entwickelten hypothetische Szenarien und fragten die teilnehmenden Personen, wie sie sich in der gegebenen Situation fühlen würden und wie sich wohl irgendeine andere Person in derselben Situation fühlen würde.
Wie aus der Perspektive der Postivitäts-Verzerrung her erwartet, berichteten ältere Erwachsene von mehr positiven Gefühlen als jüngere Erwachsene. Diese Verzerrung trat jedoch nicht gleichermassen für verschiedene Gefühle auf. So nahmen Personen mit zunehmendem Alter zwar an, dass sich eine andere Person traurig fühlen würde. Für die Einschätzung der eigenen Traurigkeit fand sich jedoch keine solche Verzerrung – jüngere und ältere unterschieden sich nicht darin, wie traurig sie jeweils auf verschiedene Szenarien reagieren würden.
Für das Gefühl der Angst zeigte sich das umgekehrte Befundmuster: Je älter eine Person war, desto eher glaubte sie, dass sich die andere Person ängstigen würden. Das Ausmass der eigenen Ängstlichkeit schätzte eine Person um so geringer ein, je älter sie war. Eine klare Positivitäts-Verzerrung ergab sich für das Gefühl der Wut: Mit zunehmenden Alter dachten die Personen sowohl für sich als auch für andere, dass man auf ein Szenario weniger wütend reagiert.
Die Ergebnisse dieser Studie zeigen nicht nur, dass sich die Wahrnehmung der eigenen Gefühle mit dem Alter verändert, sondern dass sich jüngere und ältere Personen darin unterscheiden, welche Gefühle sie bei anderen Personen wahrnehmen. Wird man also besser darin, die eigenen Gefühle oder die von anderen Personen wahrzunehmen, je älter man wird? Um diese Frage zu beantworten, müssen weitere Forschungsstudien durchgeführt werden. Die vorliegende Untersuchung kann erst einmal nur aussagen, dass ältere Personen nicht einfach nur eine rosarote Brille tragen.
Quelle: Löckenhoff, C., E., Costa, P. T., Jr., & Lane, R. D. (2008). Age Differences in Descriptions of Emotional Experiences in Oneself and Others. Journal of Gerontology: Psychological Sciences, 63B(2), 92–99.