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236 Nutzer von Internetportalen füllten zweimal die gleichen Persönlichkeitsfragebögen aus: einmal so, wie sie sich tatsächlich selbst sehen (tatsächliche Eigenschaften), und einmal so, wie sie gerne wären (idealisierte Selbstbilder). Davon unabhängig sollten 10 fremde Personen sich die Online-Profile dieser Nutzer ansehen und ihre Eigenschaften einschätzen. Die Forscher prüften dann, wie stark die Einschätzungen der Beurteiler mit der tatsächlichen Persönlichkeit der Profilinhaber und mit ihrem idealisierten Selbstbild übereinstimmten.
Die Einschätzungen der Unbekannten trafen die tatsächlichen Eigenschaften der Profilinhaber recht genau, jedoch nicht deren idealisiertes Selbstbild. Wie gesellig jemand ist («Extraversion») und wie offen für neue Erfahrungen konnte anhand der Online-Profile besonders gut eingeschätzt werden. Zu beurteilen wie ängstlich und empfindlich jemand ist (so genannter «Neurotizismus») war schon schwieriger. Dies ist jedoch auch im «echten» Leben der Fall, wenn man fremde Personen einschätzen soll.
Doch warum sind diese Einschätzungen so genau? Wie in der «Realität» gibt es auch in sozialen Online-Netzwerken verschiedene Quellen persönlicher Information, wie beispielsweise die dort geäusserten Gedanken, Fotos und die Reaktionen auf andere Netzwerknutzer. Ausserdem ist es wohl gar nicht so einfach, bei wiederholtem Kontakt – selbst im Internet – anderen ein falsches Bild von sich vorzugaukeln.
Offenbar dienen Internetplattformen also nicht dazu, sich möglicht vorteilhaft darzustellen. Stattdessen «[nutzen] Menschen […] soziale Online-Netzwerke, um ihre tatsächliche Persönlichkeit auszudrücken», schreiben die Forscher. Facebook und andere Plattformen scheinen eher die Möglichkeiten zu erweitern, zu kommunizieren und von anderen wahrgenommen zu werden. «Da ist es nicht verwunderlich, dass sich soziale Netzwerke solcher Beliebtheit erfreuen», so Beck.
Quelle: Back, M. D., Stopfer, J. M., Vazire, S., Gaddis, S., Schmukle, S. C., Egloff, B. & Gosling, S. D. (in press). Facebook profiles reflect actual personality not self-idealization. Psychological Science. Informationsdienst Wissenschaft, Meldung vom 18.11.2009