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Veränderungen im Konsumverhalten sind wichtig, um den Klimawandel abzuschwächen: etwa 65% der globalen Treibhausgasemissionen und 50-80% des Landes-, Wasser-, und Materialverbrauchs sind mit dem Haushaltskonsum verbunden. Vor allem in Ländern mit hohen konsumbasierten Treibhausgasemissionen sind Konsumveränderungen wichtig. Als drittgrösster Emittent von Pro-Kopf CO₂-Emissionen in Europa spielt die Schweiz, und somit auch die schweizerische Bevölkerung, hierbei eine zentrale Rolle.
Wieviel wissen Schweizer:innen jedoch über das CO₂-Reduktionspotenzial von Konsumveränderungen? Diese Frage untersuchte eine Forschungsgruppe der eidgenössischen technischen Hochschule Zürich in einer kürzlich publizierten Studie. Eine bevölkerungsrepräsentative Stichprobe von 546 Deutschschweizer:innen nahm im März 2021 an einer Online-Befragung teil. Dabei wurden die Teilnehmenden gebeten, das CO₂-Reduktionspotenzial von verschiedenen Konsumveränderungen einzuschätzen. Präsentiert wurden Konsumveränderungen mit niedrigem und hohem CO₂-Reduktionspotenzial. Zu den Verhaltensweisen mit hoher CO₂-Auswirkung gehörten der Verzicht auf einen Transatlantikflug pro Jahr, der Wechsel vom Auto hin zum öffentlichen Nahverkehr, die Umstellung auf eine vegetarische Ernährung, und die Reduktion von Lebensmittelabfällen und des Standby-Stromverbrauchs. Zu den Verhaltensweisen mit geringer CO₂-Auswirkung zählten die Installation von energieeffizienten Glühbirnen, der Wechsel von Plastiktaschen auf Stofftaschen und der Kauf von unverpackten Lebensmitteln. Die Teilnehmenden bewerteten auf einer Skala von 1 bis 6, inwieweit die präsentierten Konsumveränderungen ihrer Auffassung nach dazu beitragen könnten, CO₂-Emissionen zu reduzieren. Zudem bewerteten die Teilnehmenden ihre persönliche Bereitschaft, die Konsumveränderung durchzuführen.
Das Auslassen von Flugreisen wurde von den Studienteilnehmenden richtigerweise als wirksamste Möglichkeit identifiziert, persönliche CO₂-Emissionen zu reduzieren. Auch der Wechsel vom Auto zum öffentlichen Nahverkehr wurde richtigerweise als hochwirksame Verhaltensänderung identifiziert. Die CO₂-Auswirkung der Umstellung auf eine vegetarische Ernährung wurde hingegen unterschätzt. Dieses Studienergebnis deckt sich mit anderen Forschungsbefunden, die zeigen, dass Schweizer:innen dazu neigen, die negative Klimaauswirkung von Fleischprodukten (insbesondere von regionalen Bio-Fleischprodukten) zu unterschätzen.
Umgekehrt überschätzt wurde die CO₂-Auswirkung der Installation von energieeffizienten Glühbirnen und des Verwendens von Stofftaschen. Wie die Studienautor:innen anmerken, können solche Überschätzungen ebenfalls problematisch sein. Nämlich dann, wenn auswirkungsschwache (und oftmals leichter umsetzbarer) Verhaltensänderungen als Vorwand dafür genutzt werden, um auswirkungsstärkere (und oftmals schwieriger umsetzbare) Verhaltensänderungen zu umgehen.
Allgemein zeigte sich, dass akkurateres Wissen über die CO2-Auswirkung von Verhaltensänderungen auch mit einer höheren Bereitschaft einherging, hochwirksame Verhaltensänderungen zu übernehmen. Politisch links orientierte Teilnehmende hatten dabei im Schnitt ein akkurateres Wissen als politisch rechts orientierte Teilnehmende und berichteten auch eine höhere Bereitschaft zur Übernahme von hochwirksamen Verhaltensänderungen. Männer und Frauen hatten ähnlich akkurates Wissen und waren in ähnlichem Ausmass dazu bereit, die weniger wirksamen Verhaltensänderungen zu übernehmen. Allerdings zeigten Männer im Vergleich zu Frauen eine niedrigere Bereitschaft, die hochwirksamen Verhaltensänderungen zu übernehmen.
Cologna, V., Berthold, A., & Siegrist, M. (2022). Knowledge, perceived potential, and trust as determinants of low-and high-impact pro-environmental behaviors. Journal of Environmental Psychology, 79, 101-741.
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