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Etwas mehr nach links, etwas mehr nach rechts: Die Körperhaltung beeinflusst, wie wir unsere Umwelt wahrnehmen. Doch welche Informationen verwenden Menschen, um so etwas wie die Höhe des Eiffelturms zu schätzen? Denken sie dabei vielleicht an ein anderes Gebäude und benutzten sie dieses als Anker?
In einer niederländischen Studie von Eerland, Guadalupe und Zwaan der Erasmus-Universität Rotterdam wurde untersucht, inwiefern die Körperlage einer Person mit der Wahrnehmung zusammenhängt. Nach der mentalen Zahlenstrahl Theorie repräsentieren Menschen kleinere Zahlen vor ihrem geistigen Auge eher links und grössere Zahlen eher rechts. Demnach wurde vermutet, dass Personen kleinere Schätzungen angeben würden, wenn sie leicht nach links gelehnt sind, als wenn sie leicht nach rechts platziert werden.
Für diese Studie wurden 33 Teilnehmende auf einer Wii Balance Druckmessplatte aus der aufrechten Haltung nach links, gerade oder rechts gekippt, ohne dass es ihnen bewusst war. Das Gerät wurde so manipuliert, dass die Teilnehmenden, um ihre Balance zu halten, unwissentlich eines ihrer Beine zwei Prozent stärker belasten mussten als das andere. Um ihren Glauben der geraden Haltung zu bewahren, sollten sie sich ebenfalls auf einem Monitor beobachten und sich immer in der Mitte des Kreises auf der Druckmessplatte aufhalten. Dabei wurden ihnen mehrere Schätzfragen gestellt: Unter anderem sollten sie die Höhe des Eiffelturms einschätzen. Die Probanden wurden von Beginn an gebeten, ihre Schätzung abzugeben, auch wenn sie die korrekte Antwort nicht kannten.
In einer weiteren Studie beantworteten 58 Studierende die Schätzfragen in einem vorgegebenen Intervall (d.h. von 1-10) unter genau den gleichen Bedingungen wie in Studie 1.
Eerland und Kollegen fanden dabei heraus, dass die Studierenden insgesamt bei einer Schieflage nach links kleinere Schätzwerte angaben, als bei aufrechter Stellung und bei einer Schieflage nach rechts. Die gerade Haltung ergab die gleichen Resultate wie die leichte Rechtslage. Demnach wurde der Eiffelturm in der linken Schieflage kleiner eingeschätzt (ca. 12 m kleiner) als bei einer leichten Schieflage nach rechts. Ähnliche Ergebnisse liessen sich auch bei den anderen Schätzfragen nachweisen. Nach Eerland und Kollegen dient uns der mentale Zahlenstrahl als unbewusster Anker und beeinflusst durch die Körperlage die quantitative Schätzung einer Person.
Quelle: Eerland A., Guadalupe, T.M., & Zwaan, R.A. (2011). Leaning to the Left Makes the Eiffel Tower Seem Smaller: Posture-Modulated Thought. Psychological Science, 22, 1511-1514.
Bitte beachten Sie, dass diese Studie nicht in unserem Labor durchgeführt wurde. Wenn Sie an einer Studie in unserem Labor teilnehmen möchten, finden Sie dazu hier weitere Informationen.