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Haben Sie
auch manchmal das Gefühl, ein Gesicht zu kennen, dabei aber nicht zu wissen,
wohin Sie es einordnen sollen? Das liegt daran, dass wir uns Gesichter sehr gut
und sehr lange merken können, diese Erinnerung aber nicht unbedingt immer in
unser Bewusstsein gelangt. Kann es „unbewusste“ Erinnerungen an Gesichter
geben? Ja, zeigten Forscher um Zahra Hussain kürzlich in ihrer Studie.
Die Forscher gingen davon
aus, dass eine mehrmalige Darbietung eines Gesichtes zu Netzwerkänderungen in
unserem Gehirn führt, so dass wir das Gesicht noch nach einigen Monaten
„erkennen“, obwohl wir uns nicht bewusst daran erinnern können. Um diesen Effekt zu untersuchen, präsentierten
die Forscher einigen Personen jeweils kurz ein verschwommenes Bild, auf dem
eines von zehn Gesichtern abgebildet war (s. Bild oben links). Danach verschwand das
verschwommene Bild und die Probanden mussten erraten, um welches der zehn
Gesichter es sich bei dem Bild handelte. Da sie während der Sitzung diese Übung
840 mal wiederholten, wurden die Personen mit der Zeit immer
treffsicherer. Dabei – so die Vermutung der Forscher – hat sich aber auch die
Netzwerkstruktur ihres Gehirns verändert, so dass die Gesichter „eingeprägt“
wurden. Als die Probanden mehr als ein Jahr später wieder ins Labor kamen, war
daher in der gleichen Übung ihre Treffsicherheit bei den gelernten Gesichtern
viel besser als bei neuen Gesichtern, obwohl sie sich an keines der Gesichter
mehr erinnern konnten. Eine
bemerkenswerte Leistung, wenn man bedenkt, wie viele bekannte und unbekannte
Gesichter an uns täglich vorbeigehen.
Diese
Fähigkeit ist übrigens nicht beschränkt auf menschliche Gesichter. Die Forscher
fanden den gleichen Effekt auch für komplexe Muster. Unser Gedächtnis speichert
daher alles, was uns mehrmals dargeboten wurde, und behält es sehr lange. Auch
Effekte wie Déjà-vu könnten vielleicht durch solche Prozesse erklärt werden. Die
Frage bleibt, ob und wie wir dieses unbewusste Wissen bewusst machen können,
um beispielsweise dem Gesicht, dass uns doch so bekannt vorkommt, endlich einen
Namen zu geben...
Quelle:
Hussain, Z., Sekuler, A.B., & Bennett, P.J. (2011). Superior identification of familiar visual patterns a year after learning. Psychological Science. DOI: 10.1177/0956797611409591
Bitte beachten Sie, dass diese Studie nicht in unserem Labor durchgeführt wurde. Wenn Sie an einer Studie in unserem Labor teilnehmen möchten, finden Sie dazu hier weitere Informationen.