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Soziale online Netzwerke sind aus der heutigen Medienlandschaft nicht mehr wegzudenken. 2011 war das bekannteste soziale Netzwerk Facebook mit 157.2 Millionen Besuchenden pro Monat. Bisher gibt es wenig konsistente psychologische Erklärungen, welche die anhaltende Popularität von sozialen online Netzwerken begründen.
Die beiden Forschenden Nadkarni und Hofmann (2012) von der Boston University sind der Frage nachgegangen, welche Persönlichkeitsmerkmale zur häufigen Benutzung von Facebook führen und ob es eine Rückkoppelung zwischen online und offline Verhalten gibt. Dazu wurden von insgesamt 279 Studien, die sich mit diesem Thema beschäftigten, 42 geeignete Studien ausgewählt und weiter analysiert.
Es stellte sich heraus, dass die Ausprägung von Extraversion, Introversion und Ängstlichkeit einer Person einen wichtigen Einfluss darauf hat, wie häufig Facebook benutzt wird. So nutzten Extrovertierte Facebook häufig einfach als weiteres Tool für ihre sozialen Kontakte, was aber die sozialen Aktivitäten im Alltag nicht etwa ersetzte. Extrovertierte zeigten allerdings eine stärkere Tendenz, Facebook-süchtig zu werden. Ängstliche Menschen und Personen mit geringem Selbstwert verbrachten durchschnittlich mehr Zeit online. Sie waren auch eher geneigt, Fotos hochzuladen, auf denen sie sich mit Hilfe von Photoshop attraktiver gestaltet hatten.
Die Forschenden kamen zum Schluss, dass es vor allem zwei Hauptfaktoren sind, welche zur Benutzung von Facebook motivieren: Das Bedürfnis dazu zugehören und das Bedürfnis sich selbst zu präsentieren.
Einer Gruppe anzugehören ist meist positiv mit Selbstwert assoziiert. Deshalb stellte sich die Frage, ob der Selbstwert durch die häufige Benutzung von Facebook erhöht werden kann. Diese stellte sich jedoch als sehr komplex heraus, da die Effekte auch durch kulturelle und andere soziale Faktoren moderiert werden. Eine der ausgewählten Studien konnte jedoch zeigen, dass in kollektivistischen Kulturen, in denen die eigene Identität stärker durch das Gemeinschaftsgefühl gestützt wird, als in individualistischen, eine Erhöhung des Selbstwerts mit Hilfe von Facebook tatsächlich möglich war. Zudem zeigten die Teilnehmenden in diesem Zusammenhang auch verbesserte schulische Leistungen.
Da beim Erstellen des Facebook Profils alles möglich ist, kann die Selbstrepräsentation von der Realität natürlich abweichen. Es zeigte sich jedoch, dass viele Facebook Benutzende eher ihre tatsächliche Persönlichkeit ausdrückten, als ein idealisiertes Bild ihrer selbst wiederzugeben. Interessanterweise wurden auch solche Profile, welche eine mittlere Anzahl von Freunden/innen aufwiesen von anderen Benutzenden eher als populär und attraktiv eingeschätzt als solche, die entweder sehr weniger oder sehr viele Freunde/innen hatten.
Die Forschenden schlossen aus den Ergebnissen, dass die Bedürfnisse dazu zugehören und sich selbst zu präsentieren Persönlichkeitsmerkmale darstellen. Deshalb könne davon ausgegangen werden, dass das online Verhalten auch dem offline Verhalten entspricht. Nur Personen mit einer starken Diskrepanz zwischen on- und offline Verhalten würden tatsächliche oder vermeintliche Defizite im sozialen Kontext online kompensieren. Ob dadurch der Selbstwert verbessert oder gar noch verschlechtert wird, bleibt (noch) unbeantwortet.
Quelle: Nadkarni, A., & Hofmann, S. G. (2012). Why do people use Facebook? Personality and Individual Differences, 52, 3,243-249.
Bitte beachten Sie, dass diese Studie nicht in unserem Labor durchgeführt wurde. Wenn Sie an einer Studie in unserem Labor teilnehmen möchten, finden Sie dazu hier weitere Informationen.