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Psychologisches Institut Differenzielle Psychologie und Diagnostik

Wiebke Bleidorn

Wiebke Bleidorn, Prof. Dr.

  • Lehrstuhlinhaberin
Tel.
+41 44 635 75 20
Anschrift
Binzmühlestrasse 14/7, CH-8050 Zürich
Raumbezeichnung
BIN 5.B.14

CV

Aktuelle Interessens- und Forschungsschwerpunkte:

Persönlichkeit und gesellschaftliches Engagement über die Lebensspanne

Politische Beteiligung, Freiwilligenarbeit und Blutspenden sind Beispiele für gesellschaftliches Engagement, die von zentraler Bedeutung für das Bestehen moderner, demokratischer Gesellschaften und das Wohl des Einzelnen sind. Menschen unterscheiden sich in ihrer Bereitschaft, gesellschaftliches Engagement zu leisten. Eine zentrale Frage ist daher, welche psychologischen Faktoren individuellen Unterschieden in der Bereitschaft sich gesellschaftlich zu engagieren zu Grunde liegen. Aktuelle Forschung hat Hinweise darauf geliefert, dass Persönlichkeitseigenschaften moralische Weltanschauungen prägen (Smillie et al., 2019) und gesellschaftliches Engagement vorhersagen, wie zum Beispiel Spenden für wohltätige Zwecke (Ferguson et al., 2020), Freiwilligenarbeit (Habashi et al., 2016) und politische Beteiligung ( Furnham et al., 2019). Ein Großteil dieser Arbeiten konzentrierte sich jedoch auf den Zusammenhang zwischen breiten Persönlichkeitsbereichen und spezifischen Formen gesellschaftlichen Engagements in Querschnittsdaten. Daher bleiben wichtige Fragen zur prädiktiven und inkrementellen Validität von Persönlichkeitseigenschaften bei der Vorhersage des gesellschaftlichen Engagements unbeantwortet. Das übergeordnete Ziel dieses Projekts ist es, diese Fragen zu beantworten. Zu diesem Zweck 1) integrieren wir die Literatur zu Persönlichkeitseigenschaften und gesellschaftlichem Engagement in einer Metaanalyse und 2) untersuchen den Zusammenhang zwischen Persönlichkeitseigenschaften und gesellschaftlichem Engagement  längsschnittlich über die Lebensspanne. 

Subjektive vs. objektive Messung von Lebensereignissen und Persönlichkeitsveränderung

Theorie und Forschung haben vielfach auf die Rolle von Lebensereignissen in der Erklärung von Persönlichkeitsveränderungen hingewiesen. Typischerweise werden im Rahmen dieser Forschung die interessierenden Persönlichkeitsmerkmale in einer Stichprobe vor und nach einem Lebensereignis erfasst und signifikante Mittelwertsunterschiede als Hinweis auf die Bedeutsamkeit des Lebensereignis interpretiert. Der Fokus auf durchschnittliche Veränderungen impliziert die ungetestete Annahme, dass Menschen ein Ereignis auf die gleiche Weise erleben, und somit auch gleiche Veränderungen in ihren Persönlichkeitsmerkmalen zeigen. Dieser Ansatz hat jedoch zu unklaren und oft widersprüchlichen Ergebnissen darüber geführt, ob und welche Lebensereignisse mit Persönlichkeitsveränderungen verbunden sind. Eine mögliche Erklärung für diese unklare Befundlage ist, dass existierende Studien individuelle Unterschiede in der Wahrnehmung und Interpretation von Lebensereignissen vernachlässigt haben. In diesem Projekt testen wir, ob die subjektive Wahrnehmung von Lebensereignissen und deren Einfluss auf Persönlichkeitseigenschaften mit tatsächlich gemessenen Persönlichkeitsveränderungen korreliert. Dazu haben wir eine repräsentative Stichprobe niederländischer Erwachsener (N = 5.513 Teilnehmer im Alter von 16 bis 95 Jahren) befragt, ob, wann, wie und warum ein Lebensereignis in den letzten 10 Jahren ihre Big Five-Persönlichkeitsmerkmale beeinflusst haben könnte. Diese Stichprobe hat vor dieser Befragung an einer 10-jährigen Längsschnittstudie zu ihrer Persönlichkeit und Lebensereignissen teilgenommen, so dass wir die subjektiv berichteten ereignisbedingten Veränderungen mit den tatsächlich erfassten Persönlichkeitsveränderungen verknüpfen können.

Selbstwert und Selbstkonzeptklarheit im jungen Erwachsenenalter

Einer der wichtigsten Prozesse auf dem Weg zum Erwachsenwerden ist die Entwicklung eines gesunden Selbst. Zwei miteinander eng verbundene Aspekte des Selbst sind besonders wichtig für die psychische Entwicklung im jungen Erwachsenenalter: Das Selbstwertgefühl fördert das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten um die Herausforderungen des Lebens zu meistern, und die Selbstkonzeptklarheit vermittelt ein kohärentes Gefühl dafür, wer man ist und was man erreichen möchte. In diesem Projekt untersuchen wir die (Ko-) Entwicklung dieser beiden Selbstaspekte in einer längsschnittlichen Stichprobe von Universitätsstudenten. Basierend auf einem theoretischen Modell, vergleichen wir die Mechanismen und Konsequenzen der Selbstentwicklung unter normativen und nicht normativen Bedingungen (während eines Auslandsstudium). Wir untersuchen auch, wie die Veränderungen in diesen beiden Selbstaspekten sich gegenseitig beeinflussen und zur Vorhersage relevanter Kriterien über die Zeit beitragen.  

Eine Theorie zur Veränderung von Neurotizismus durch digitale Interventionen

Neurotizismus, oder emotionale Labilität, beschreibt die überdauernde Tendenz gehäuft negative Emotionen zu erleben. Ziel dieses Projekts ist die Entwicklung einer Theorie zur Veränderung von Neurotizismus. Diese Theorie wird die Grundlage für die Erstellung einer wissenschaftlich fundierten, kosteneffektiven und personalisierten digitalen Interventionen liefern, die breit angeboten werden kann, um Neurotizismus und die negativen Folgen dieser Eigenschaft zu reduzieren. Dieses Projekt kombiniert digitale Interventionen, längsschnittliche Experimente und komputationale Modellierung, um eine Theorie zur Veränderung von Neurotizismus zu entwickeln. Dazu werden in drei Arbeitspaketen die Prozesse, Mechanismen und Folgen interventionsbedingter Veränderungen dieser Eigenschaft untersucht. Die Ergebnisse dieser Studien werden einen zentralen Beitrag für die Theorieentwicklung im Bereich der Verhaltens- und Persönlichkeitsveränderung liefern und die Grundlage für wissenschaftlich fundierte Interventionen zur Reduktion von Neurotizismus bilden.