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Zivilengagement – z.B. durch ehrenamtliche Arbeit, Blutspende und die Beteiligung an Wahlen und Volksabstimmungen – ist ein Eckpfeiler gesunder Demokratien. Schweizer Bürgerinnen und Bürger sind vielseitig engagiert, jedoch gibt es individuelle Unterschiede in der Art und im Ausmass des Engagements. Die bisherige Forschung hat gezeigt, dass Geschlechts- und Reifungsprozesse diese Unterschiede teilweise erklären können. Eine noch grössere Rolle könnten allerdings Persönlichkeitsunterschiede spielen.
Persönlichkeit ist die überdauernde Organisation des Charakters, des Temperaments und des Intellekts einer Person, die deren Einzigartigkeit im Denken, Fühlen und Handeln bestimmt. Die wichtigsten Persönlichkeitseigenschaften sind die «Big Five»: Extraversion (Durchsetzungsfähigkeit, Enthusiasmus), Neurotizismus (Zurückgezogenheit, Unbeständigkeit), Verträglichkeit (Höflichkeit, Mitgefühl), Gewissenhaftigkeit (Fleiss, Ordentlichkeit) und Offenheit (Neugierde, Intellekt). Theoretische Erwägungen legen nahe, dass diese Eigenschaften grundlegend sind für verschiedene Aspekte von Zivilengagement – z.B. Enthusiasmus und Mitgefühl für ehrenamtliche Arbeit sowie Höflichkeit und Ordentlichkeit für die Beteiligung an Wahlen und Volksabstimmungen. Diese Erwägungen werden durch empirische Befunde aus dem Ausland gestützt, jedoch liegen keine Daten aus der Schweiz vor.
In diesem vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF; https://data.snf.ch/grants/grant/205026) geförderten Forschungsprojekt untersuchen wir erstmalig den Zusammenhang zwischen Persönlichkeit und Zivilengagement in der Schweiz. Grundlage dafür ist eine qualitativ hochstehende Personenbefragung, welche die deutsch-, französisch- und italienischsprachige Bevölkerung repräsentativ abdeckt. Die Teilnehmenden werden eingeladen im Verlauf von 30 Monaten fünf Mal Angaben zu ihrer Persönlichkeit und ihrem Zivilengagement zu machen. Die repräsentative, längsschnittliche Befragung ermöglicht uns den Einfluss von Geschlechts- und Reifungsprozessen vom Einfluss von Persönlichkeit auf Zivilengagement zu trennen. Ferner erlaubt sie eine Modellierung des Zusammenhanges über Sprachgrenzen sowie über die gesamte Lebensspanne hinweg.
Die Ergebnisse dieses Projektes stellen einen Mehrwert für die Schweizer Bevölkerung dar, da sie aufzeigen werden, welche Persönlichkeitseigenschaften besonders relevant für die Ausbildung von Zivilengagement sind. Diese Erkenntnisse können genutzt werden, um die Persönlichkeitsentwicklung des Schweizer Nachwuchses in eine günstige Richtung zu lenken – z.B. in der Schule, in der Universität, oder in der Schweizer Armee.