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Aversive Kindheitserlebnisse (ACE) werden als benachteiligende Erfahrungen in der Kindheit bezeichnet, die sich direkt auf ein Kind oder das familiäre Umfeld, in dem es lebt, auswirken. Dazu gehören körperlicher, sexueller oder emotionaler Missbrauch, Vernachlässigung oder häusliche Gewalt, Gefängnisaufenthalt, Drogenmissbrauch, Verlust der Eltern, psychische Probleme der Eltern oder Zerfall der Familie. Studien haben gezeigt, dass schätzungsweise fast 50% der westlichen Bevölkerung mindestens einmal ein ACE in der Kindheit erlebt hat. Wir wissen heute, dass ACEs nicht nur in der Kindheit selbst schädliche Auswirkungen haben, sondern sich auch lebenslang auf vielseitige Weise negativ auf die physische und psychische Gesundheit und das Gesundheitsverhalten auswirken. Betroffene sind häufiger krank, haben mehr Schwierigkeiten eine Gesundheitsverhaltensänderung (z.B. Rauchstopp) erfolgreich umzusetzen und erleben häufiger Rückfälle im Vergleich zu nicht ACEs betroffenen Personen. Trotz dieser Verbindung von ACEs und Gesundheitsverhalten werden ACEs immer noch kaum in der Gesundheitsverhaltensänderung und in der Medizin beachtet. Als Folge dessen suchen und benötigen Betroffene mehr medizinische und psychische Betreuung. Jedoch wurde gezeigt, dass diese sensible Gruppe herkömmliche Therapieansätze nur selten als hilfreich erachtet. Trotz dieser Erkenntnisse ist es noch zu wenig erforscht, warum diese Gruppe ein schlechteres Gesundheitsverhalten aufweist und warum die herkömmlichen Therapieansätze nur selten hilfreich sind. Bis heute gibt es wenig Wissen darüber, warum es zwischen ACEs und dem späteren Gesundheitsverhalten einen Zusammenhang gibt. Faktoren, die den Zusammenhang von ACEs und späterem Gesundheitsverhalten verändern könnten, wurden kaum untersucht. Im Fall von ACEs ist noch weitestgehend unklar, wie man diese negativen Folgen für das Gesundheitsverhalten verhindern bzw. mildern kann. Damit in Zukunft genauere und zielgerichtetere Forschung durchgeführt sowie später dann wirksame Interventionen für diese speziell betroffene Gruppe angeboten werden kann, benötigt es eine erste Grundlage. Mit diesem Projekt soll anhand einem systematischen Review diese Grundlage geschaffen werden und das bisherige Wissen zum Zusammenhang von ACEs und späterem Gesundheitsverhalten synthetisieren. Die Forschungsfrage lautet: Welche vermittelnden Faktoren (psychologische wie physiologische) mediieren den Zusammenhang mit dem Gesundheitsverhalten von jungen Erwachsenen mit aversiven Kindheitserlebnissen? Dieses systematische Review soll unterstützen, wie man Behandlungen und Interventionen zur Gesundheitsverhaltensänderung mit ACEs betroffenen Menschen besser, zielgerichtet und kostengünstiger umsetzen kann.
Lehrstuhl für Angewandte Sozial- und Gesundheitspsychologie, Psychologisches Institut, Universität Zürich, Schweiz
Dr. Konstantin Schenkel (Co-Principle Investigator, Co-PI)
Wissenschaftliche Hilfskraft: Vanessa Busson
Institut für Medizinische Psychologie, Universitätsklinik in Heidelberg, Deutschland
Seraina Petra Lerch, M.Sc. (Co-PI)
Januar 2022 bis Oktober 2024
Fondation Sana – GF 2022-0070
Fondation Sana