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Psychologisches Institut

Newsletter #1: Herbstsemester 2021

Liebe Angehörige des Psychologischen Instituts

wir freuen uns, Ihnen die erste Ausgabe des Open Science Newsletters zu präsentieren. Mit dem neuen Newsletter wollen wir gerne einmal im Semester über Aktivitäten zum Thema Open Science berichten und nützliche Informationen zusammenstellen. Wir hoffen, dass der Newsletter am Institut dazu beiträgt, dass Open-Science Praktiken weitere Verbreitung finden und psychologiespezifische Fragen zu dem Thema aktiv diskutiert werden. Im aktuellen Newsletter zum Thema Open Science finden Sie eine Kurzvorstellung der Initiative, kurze Berichte, und Hinweise zu bevorstehenden Veranstaltungen.

Fragen, Anregungen und Beiträge zu diesem Newsletter nehmen wir gerne entgegen unter openscience@psychologie.uzh.ch. Der nächste Newsletter soll Anfang des FS22 erscheinen.

Herzliche Grüsse  

Ihre Open Science Initiative

Newsletterinhalt

Die Open Science Initiative am Psychologischen Institut

Weltweit haben sich Universitäten und Forschende einer stetig wachsenden Open Science Initiative angeschlossen. Neben einer Öffnung der Wissenschaft ist eine höhere Transparenz, Replizierbarkeit, und Reproduzierbarkeit von Forschungsergebnissen zentrales Ziel dieser Bewegung. Auch das Psychologische Institut der Universität Zürich möchte sich diesen Herausforderungen proaktiv stellen und in Forschung und Lehre dazu beitragen, Transparenz und eine hohe Qualität der Forschung dauerhaft sicherzustellen. Die Open Science Arbeitsgruppe (AG) am Institut wurde 2018 von Veronika Brandstätter und Marie Hennecke ins Leben gerufen. Sie hat das Ziel, das Institut zum Thema Open Science in Forschung und Lehre zu unterstützen. Das zentrale Anliegen der AG ist dabei die  Förderung und Unterstützung von Forschenden und Lehrenden bei der Umsetzung von Open-Science Massnahmen. Die AG ist insbeondere bemüht, Information und Materialien für Interessierte zur Verfügung zu stellen. Die AG hat sich bereits in den vergangenen Jahren an einer Vielzahl von Forschungs- und Netzwerkaktivitäten beteiligt und hat eine Reihe Veranstaltungen (mit)organisiert und (mit)gestaltet. Die AG ist Mitglied im Netzwerk der Open Science Initiativen an Psychologischen Instituten, im Swiss Reproducibility Network und kooperiert mit der Swiss Open Psychological Science Initiative.  

Die Homepage der Open-Science Arbeitsgruppe finden Sie hier:  https://psychologie.uzh.ch/de/dienstleistungen/open-science.html

Auch auf OSF sind wir als Teil des Netzwerks der Open-Science-Initiativen (NOSI) vertreten: https://osf.io/jp8rv

Derzeitige Mitglieder der Open Science Arbeitsgruppe:

Prof. Dr. Johannes Ullrich (Leitung); Dr. Walter Bierbauer; Dr. Martin Götz; Dr. Sebastian Horn;  Dr. André Kretzschmar; Prof. Dr. Nicolas Langer; Dr. Susan Mérillat; Lic.-Phil. Jörg Schlatter; Prof. Dr. Carolin Strobl; Dr. Lisa Wagner; Dr. Katharina Weitkamp; MSc Zita Mayer

Open Science Preise

Die Open-Science AG verleiht Open Science Preise in verschiedenen Kategorien für Arbeiten, die auf vorbildliche Weise Open-Science Praktiken umgesetzt haben. Praktiken wie Präregistrierung, Teilen von Daten, offene Software, Analyseskripts, und Materialien, sowie Veröffentlichung im Open Access Format sind essentiell für die nachhaltige Verfügbarkeit und Reproduzierbarkeit von Forschung. Auch im kommenden Jahr wird es wieder eine Preisausschreibung geben (siehe Homepage für weitere Informationen).  

Im Jahr 2021 wurden die folgend genannten Preise vergeben. 
Herzlichen Glückwunsch!  

In der Kategorie Expra ging der Open Science Preis 2021 (gestiftet von psych alumni) an die Expragruppe von Milena Bissig, Boris Dietschi, Myrto Dolcetti, Livio Fosco (Betreuung: Dr. Katharina Weitkamp und Dr. Fabienne Meier, Professur Klinische Psychologie Kinder/Jugendliche & Paare/Familien) für ihren Exprabericht mit dem Titel "Team im Leben – Team im Stress. Der Einfluss von sozialer Ausgrenzung und Eifersucht in der Partnerschaft auf die Stimmung".

In der Kategorie Paper von Doktorierenden ging der Open Science Preis 2021 (gestiftet vom UFSP Dynamik Gesunden Alterns) an M.Sc. Martyna Beata Plomecka (Professur Methoden der Plastizitätsforschung) für ihre Publikation mit dem Titel "Aging Effects and Test–Retest Reliability of Inhibitory Control for Saccadic Eye Movements". https://doi.org/10.1523/ENEURO.0459-19.2020

In der Kategorie Paper von Postdoktorierenden ging der Open Science Preis 2021 (gestiftet vom UFSP Dynamik Gesunden Alterns) an Dr. Katharina Bernecker (Professur Allgemeine Psychologie Motivation) für ihre Publikation mit dem Titel "Beyond Self-Control: Mechanisms of Hedonic Goal Pursuit and Its Relevance for Well-Being". https://doi.org/10.1177/0146167220941998

Open Science in der Lehre

Im FS22 gibt es neben relevanten Methodik- und Statistik-Kursen im Doktoratsprogramm für Psychologie auch folgende Kurse, die aus Open-Science Perspektive interessant sein könnten:   

  •     ab Februar 2022:
    Philosophy of Science, Prof. Dr. Klaus Oberauer
  •     im März 2022:
    From Design to Replication: Make Your Research Fully Reproducible, Dr. Eva Maria Furrer
  •     im Juni 2022:
    From Theory to Models, Dr. René Schlegelmilch

UZH intern

Open Science Policy der UZH

Die Universitätsleitung hat die neue Open Science Policy genehmigt. 
Weitere Details dazu finden Sie hier: https://www.openscience.uzh.ch/de/definition/policy.html. Die Richtlinien sind ein wichtiger Schritt, um eine offene Wissenschaftskultur an der UZH als Standard zu etablieren (siehe auch https://www.news.uzh.ch/de/articles/2021/open-science.html), aber natürlich nur, wenn wir uns auch alle damit vertraut machen. Ein Blick in die Policy lohnt sich unter anderem für strategische Entscheidungen bei der Veröffentlichung von Forschungsergebnissen. Die UZH rät von Hybrid Open Access ab (Veröffentlichung in einer Abonnementszeitschrift), ausser wenn es ein Read & Publish Agreement gibt. Hier finden Sie eine Liste aktuell bestehender Read & Publish Agreements der UZH: https://www.hbz.uzh.ch/de/open-access-und-open-science/oa-publikationsfoerderung/mitgliedschaften.html 

Tipps & Tricks

Eine konsensbasierte Checkliste für transparentere Forschung https://www.nature.com/articles/s41562-019-0772-6

Wie können Sozialwissenschaftler*innen ihre Arbeit transparenter gestalten?  

63 Editor*innen haben eine konsensbasierte Checkliste erstellt, die dabei helfen soll, die Transparenz von wissenschaftlichen Arbeiten zu erhöhen und besser zu dokumentieren. Die insgesamt 36 Items der Checkliste beziehen sich auf vier zentrale Aspekte von Forschungsprojekten:  

(1) Präregistrierung,  

(2) Methoden,  

(3) Resultate und Diskussion, und  

(4) Daten, Code und verfügbare Studienmaterialien  

Die Checkliste soll Wissenschaftler*innen vor allem dabei unterstützen, transparenzbezogene Projektentscheidungen (z.B. «wurden die Daten öffentlich zugänglich gemacht?») effizient zu dokumentieren und zu erläutern (z.B. «Gründe, die für/gegen die Veröffentlichung der Daten sprachen»). Zudem kann die Checkliste Editor*innen, Reviewer*innen und Leser*innen dabei unterstützen, die Transparenz von Artikeln zu beurteilen. Eine zugehörige Shiny-App, mit der man eigene Checklisten erstellen kann findet sich unter folgendem Link:
http://www.shinyapps.org/apps/TransparencyChecklist/.

Referenz:
Aczel, B., Szaszi, B., Sarafoglou, A., Kekecs, Z., Kucharský, Š., Benjamin, D., ... & Wagenmakers, E. J. (2020). A consensus-based transparency checklist.  
Nature Human Behaviour, 4(1), 4-6. https://doi.org/10.1038/s41562-019-0772-6

Erfahrungsberichte

Registered Reports

Ein registrierter Bericht (engl. «registered report», RR) ist eine besondere Form der Präregistrierung von wissenschaftlichen Studien. RRs sind zu einem wichtigen Instrument von Open-Science Praktiken geworden und werden von einer wachsenden Zahl wissenschaftlicher Fachzeitschriften angeboten. Eine aktuelle Übersicht psychologischer Zeitschriften, die dieses Format derzeit anbieten, findet sich beispielweise hier: https://www.cos.io/initiatives/registered-reports

Ein zentraler Aspekt bei RRs ist, dass eine wissenschaftliche Begutachtung («peer review») der Arbeit bereits erfolgt, bevor Daten erhoben werden und bevor die Ergebnisse bekannt sind. Zunächst werden Einleitung (theoretischer Hintergrund und Hypothesen) und Methodenteil (die geplante methodische Vorgehensweise; die geplanten Analysen) einer wissenschaftlichen Arbeit begutachtet. Einreichungen, die hohe wissenschaftliche Kriterien erfüllen, werden dann unabhängig von den Ergebnissen vorläufig zur Veröffentlichung angenommen. Die Erhebung und die Auswertung der Daten erfolgt also erst in einem zweiten Schritt—nachdem eine prinzipielle Zusage («in-principle acceptance» oder «stage-1 acceptance») zur Veröffentlichung des Manuskripts gegeben wurde.  

Durch die vorausgehende Offenlegung der wissenschaftlichen Vorgehensweise und der Begutachtung der Arbeit unabhängig von den konkreten Studienergebnissen sollen Publikationsbias und fragwürdige Praktiken wie beispielsweise HARKing («hypothesizing after the results are known») und «p-Hacking» (Verzerrung von Analyseergebnissen durch nachträgliche Anpassung der Parameter statistischer Tests) verhindert werden. RRs erfreuen sich zunehmender Beliebtheit, da sie eine transparente Forschung fördern, die weniger anfällig für Publikationsbias sein sollte.

Überlegen Sie, in Ihrer eigenen Forschung einen RR einzureichen? Was gibt es bei RRs zu beachten? Was könnten wichtige Stärken und was könnten die Herausforderungen bei diesem Publikationsformat sein? Am Psychologischen Institut wurden bereits einige RRs publiziert. Zwei Wissenschaftler berichten: «Wir haben eine erste Studie durchgeführt und den Plan eingereicht, diese an einer grösseren Stichprobe zu replizieren. So wussten wir (und die Gutachter*innen) ganz genau, wie wir vorgehen wollten», sagt Dr. Pierpaolo Primoceri über den Artikel «The role of task similarity for ego depletion: A registered report» der 2021 im Journal of Experimental Social Psychology veröffentlicht wurde (Primoceri et al., 2021). «Der Einreichungs- und Begutachtungsprozess der Stufe 1, der in unserem Fall zwei Überarbeitungen umfasste, war besonders anspruchsvoll und erforderte eine Menge sorgfältiger Überlegungen, Planungen, und Anpassungen. Dies hat sich jedoch sehr gelohnt: Wir erhielten nicht nur sehr konstruktives und wertvolles Feedback, das wir vor der Durchführung der registrierten Studie berücksichtigen konnten, sondern es beschleunigte auch alle weiteren Schritte wie die Datenerhebung, die Analyse, und die erneute Einreichung unseres vollständigen Manuskripts (Stufe 2 der Überprüfung). Tatsächlich wurde der Artikel bereits sieben Wochen nach Abschluss unserer Datenerhebung veröffentlicht.» Ein weiterer RR («Adult age differences in remembering gain- and loss-related intentions») basierend auf Forschung am Institut wurde kürzlich in der Zeitschrift Cognition and Emotion veröffentlicht. Dr. Sebastian Horn meint dazu: «Kurz nachdem der Phase-1-Begutachtungsprozess für die Studie erfolgreich abgeschlossen war und die Datenerhebung beginnen konnte, brachte uns die Corona Pandemie leider Probleme—wie wohl so vielen Forschern*innen zu dieser Zeit. Allerdings hatten wir im Bericht explizit eingeplant, eine Datenerhebung im Labor durchzuführen. Somit kam für uns ein Umstieg auf Online-Erhebungen leider nicht in Betracht, was den Prozess in diesem Fall verzögerte. Alles in allem war die Einreichung eines RR aber eine wertvolle Erfahrung, bei der wir bereits vor der Datenerhebung hilfreiches Feedback einholen konnten, was uns dann auch bei der Planung der weiteren Analysen half. Wir präregistrieren unsere Studien und Hypothesen sowieso routinemässig. Warum also extra einen RR? Ich persönlich sehe das Format des RR insbesondere dann als ein nützliches Instrument, wenn es darum geht, Forschungsideen bereits in publizierter Form zu dokumentieren oder zentrale Effekte in einem Forschungsfeld zu replizieren.»

Weiterführende Literatur:
Chambers, C. D., & Tzavella, L. (2021). The past, present and future of registered Reports. Nature Human Behaviour, 1–14. https://doi.org/10.1038/s41562-021-01193-7

Horn, S. S., & Freund, A. M. (2021). Adult age differences in remembering gain-and loss-related intentions. Cognition and Emotion. https://doi.org/10.1080/02699931.2021.1986375

Primoceri, P., Ramer, N., Ullrich, J., & Job, V. (2021). The role of task similarity for ego depletion: a registered report. Journal of Experimental Social Psychology, 95, 104133. https://doi.org/10.1016/j.jesp.2021.104133

Veranstaltungen

  • Am Psychologischen Institut der UZH gibt es aktuell vier Peer Mentoring Gruppen, die sich mit methodischen Aspekten empirischer Forschung beschäftigen:
  1.     Analyse Dyadischer Interaktion (ADI)
  2.     Methoden und Statistik (MuSt)
  3.     R Group (R)
  4.     Real Life Measurements and Analytics (RLMA)
  • Das Center for Reproducible Science der UZH informiert regelmässig über Open Science-Aktivitäten an der UZH und organisiert auch regelmässig interdisziplinäre Workshops: https://www.crs.uzh.ch/en/training/activities.html
     
  • Das Swiss Reproducibility Network organisiert regelmässig Open Science-Kurse an verschiedenen Universitäten der Schweiz. Einen Überblick über aktuelle Kurse findet man hier: https://www.swissrn.org/academy/  
     
  • Open Science Conference im 08-10. März 2022:             
    https://www.open-science-conference.eu/calls2022/
     
  • Die Schweizerische Gesellschaft für Psychologie (SGP) organisiert am 25.1.2022 einen weiteren Early Career Researchers Day, mit Open Science Elementen, weitere Informationen hier.
     
  • Konferenz der Society for Improving Psychological Science (SIPS) vom 27 – 29 Juni 2022 in Victoria, BC, Canada (https://www.improvingpsych.org/SIPS2022)

Allgemeine Hinweise und Impressum

Dieser Newsletter erscheint einmal pro Semester.
Kontakt bei Rückfragen zum Newsletter: openscience@psychologie.uzh.ch

Wir können leider nicht auf alle oder kurzfristig anberaumte Veranstaltungen an der UZH zum Thema Open Science hinweisen. Wir empfehlen bei Interesse auch das Abonnement der Mailingliste des Center for Reproducible Science der UZH, um  über Weiterbildungsangebote und zum wissenschaftlichen Austausch über Open Science auf dem Laufenden zu sein.