Navigation auf uzh.ch

Suche

Psychologisches Institut Ich bin schwanger

Psychologische Schutzfaktoren

Stress in der Schwangerschaft und daily uplifts

Die psychische Gesundheit von Müttern ist ein wichtiger Faktor in der Schwangerschaft und bei der Geburt. In der Literatur wird beschrieben, dass pränataler Stress ein Risikofaktor für Frühgeburten sein kann und pränatale Angst/Ängstlichkeit zu geringerem Geburtsgewicht des Kindes sowie kürzerer Schwangerschaftsdauer führen kann. 
Die vorliegende Studie hat die Prädiktoren mütterlicher Schwangerschafts-/Geburtsangst, mütterlicher Depression, Stress und tägliche aufbauende Erlebnisse (daily uplifts) im Zusammenhang mit der Geburt untersucht. Daily uplifts sind kleine positive Erfahrungen im Alltag, wie beispielsweise das Erhalten von Komplimenten. In dieser Stichprobe stand die mütterliche Schwangerschafts-/Geburtsangst, Depression und Stress nicht im Zusammenhang mit einem geringeren Geburtsgewicht oder kürzerer Schwangerschaftsdauer. Die daily uplifts jedoch zeigten einen positiven Einfluss auf das Geburtsgewicht sowie auf die Schwangerschaftsdauer. Die Autoren nehmen an, dass die daily uplifts protektiv gegenüber Stress in der Schwangerschaft wirken können.

Verfasserin Jasmin Studer

Quelle:

Amiel Castro, R. T., Ehlert, U., Dainese, S. M., Zimmerman, R., & La Marca-Ghaemmaghami, P. (2020). Psychological predictors of gestational outcomes in second trimester pregnant women: associations with daily uplifts. Archives of Gynecology and Obstetrics, 301(4), 869–874. 
 

Positive Emotionen und eine ermutigende Auseinandersetzung mit den eigenen Gefühlen und Gedanken

In einer unserer Studien brachten schwangere Frauen ihre Gefühle und Gedanken in Zusammenhang mit der Schwangerschaft schriftlich zum Ausdruck. Diese Texte wurden auf die Häufigkeit der verwendeten positiven und negativen Emotionsworte (z.B. "Ich freue mich." oder "Ich bin traurig.") und auf die Häufigkeit von Worten, die gedankliche Prozesse widerspiegeln (z.B. "Ich denke, dass..." oder "Ich versuche zu verstehen, weshalb..."), analysiert.

Frauen, die in ihren Texten weniger traurige Emotionsworte verwendet hatten, brachten ihr Kind in einer späteren Schwangerschaftswoche zur Welt. Frauen, die viele Worte benutzt hatten, die gedankliche Prozesse widerspiegelten, gebaren grössere Kinder.

Sich während der Schwangerschaft weniger auf negative Emotionen zu fokussieren, scheint einen positiven Einfluss auf den Schwangerschaftsverlauf und die Entwicklung des Kindes im Mutterleib zu haben. Zudem kann es helfen, sich in einem ermutigenden Sinne mit den eigenen Gefühlen und Gedanken auseinanderzusetzen und diese zu verstehen versuchen. Dieses positive Fokussieren, ohne dabei die Probleme zu verdrängen, die im Alltag anstehen, kann mit der Unterstützung von psychotherapeutischen Fachpersonen gelernt und trainiert werden.

Verfasserinnen Vera Meier, Pearl La Marca-Ghaemmaghami und Ulrike Ehlert

Quelle:

Ruppen, R., Ehlert, U., Uggowitzer, F., Weymerskirch, N., & La Marca-Ghaemmaghami, P. (2018). Women’s word use in pregnancy: Associations with maternal characteristics, prenatal stress, and neonatal birth outcome. Frontiers in Psychology, 9, 1234, doi: 10.3389/fpsyg.2018.01234.

Sicherheit in Bezug auf die Entscheidung für ein Kind

Ein Kind zu bekommen, ist für viele Frauen ein wichtiges persönliches Ziel und gleichzeitig eine folgenreiche Entscheidung. Unsere Studien zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit für depressive Verstimmungen, reduziertes Wohlbefinden und erhöhtes Stresserleben – sowohl während der Schwangerschaft als auch nach der Geburt – umso geringer ist, je sicherer Frauen in Bezug auf diese Entscheidung sind, das heisst, je weniger gemischte Gefühlte und Konflikt sie in Bezug auf ihre aktuelle Schwangerschaft erleben. Frauen mit höherer Entscheidungssicherheit in Bezug auf die aktuelle Schwangerschaft erleben auch mehr Zuversicht in Bezug auf die Zeit nach der Geburt und wenden weniger vermeidende Bewältigungsstrategien im Umgang mit Stress an. Eine Stärkung der Entscheidungssicherheit könnte also möglicherweise zur psychischen Gesundheit und Stressresistenz während der Schwangerschaft beitragen.

Verfasserin Svenja Koletzko

Quelle:

Koletzko, S.H., La Marca-Ghaemmaghami, P., & Brandstätter, V. (2015). Mixed expectations: Effects of goal ambivalence during pregnancy on maternal well-being, stress, and coping.Applied Psychology: Health and Well-Being. Advance online publication. doi:10.1111/aphw.12047.

Lernen, mit Stress umzugehen

Oft können wir Stress nicht vermeiden. Deshalb ist es für unser Wohlergehen wichtig, wie wir damit umgehen. Angesichts von Stress ist es hilfreich, eine herausfordernde Situation sachlich anzugehen und gezielt nach Informationen über die Problematik sowie aktiv nach Beratungs- und Lösungsmöglichkeiten zu suchen. Dies ist natürlich nicht immer leicht, kann aber geübt und gelernt werden. Schwangere Frauen, die vermehrt diese aktive Art und Weise wählen, um mit Stress umzugehen, erleben weniger depressive Verstimmungen.

Verfasserinnen Pearl La Marca-Ghaemmaghami und Ulrike Ehlert

Quelle:

Dainese, S.M., Ghaemmaghami, P., Zimmermann, R., & Ehlert, U. (in preparation). Coping styles in relation to perceived stress, birth anxiety and depressive mood during pregnancy.

Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen

Schwangere Frauen, die darauf vertrauen, dass sie anspruchsvolle Situationen mit Hilfe ihrer eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen meistern können, zeigen schwächere körperliche als auch psychische Reaktionen auf eine akute Stresssituation. Das heisst, ihr Körper schüttet weniger Stresshormone aus, und sie fühlen sich weniger angespannt. Genau wie beim aktiven Umgang mit Stress kann auch dieses Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten trainiert werden. Selbstverständlich schliesst diese Art von Selbstvertrauen die Suche nach Unterstützung und Beratung durch andere Menschen nicht aus.

Verfasserinnen Pearl La Marca-Ghaemmaghami und Ulrike Ehlert

Quelle:

Nierop, A., Wirtz, P.H., Bratsikas, A., Zimmermann, R., & Ehlert, U. (2008). Stress-buffering effects of psychosocial resources on physiological and psychological stress response in pregnant women. Biological Psychology, 78, 261-268.

Alltägliche positive Ereignisse

Auch alltägliche positive Ereignisse können das Ausmass der körperlichen und psychologischen Stressreaktion reduzieren. Diese kleinen positiven Ereignisse sind relativ einfache, selbst oder durch eine andere Person herbeigeführte oder zufällig zustande gekommene Freuden, wie beispielsweise Komplimente oder Geschenke erhalten oder Musik hören.

Verfasserinnen Pearl La Marca-Ghaemmaghami und Ulrike Ehlert

Quelle:

Nierop, A., Wirtz, P.H., Bratsikas, A., Zimmermann, R. & Ehlert, U. (2008). Stress-buffering effects of psychosocial resources on physiological and psychological stress response in pregnant women. Biological Psychology, 78, 261-268.

Weiterführende Informationen

Title

Teaser text