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Antidepressiva (AD) sind die am meisten verschriebenen psychopharmakologischen Arzneimittel und werden aufgrund der stimmungsaufhellenden Wirkung in der Regel primär zur Behandlung von Depression eingesetzt. Auch in der Schweiz stellen AD mit 50% die grösste Gruppe der verschriebenen Psychopharmaka dar1. In den letzten 10-20 Jahren konnte in vielen industrialisierten Ländern ein dramatischer Anstieg der AD-Verschreibungshäufigkeit verzeichnet werden2. Neben Langzeitanwendung und einer erhöhten Verschreibungsinzidenz werden inadäquate Versorgung als mögliche Ursachen für diesen Anstieg diskutiert. In der Schweiz gibt es Hinweise dafür, dass leichtgradige Depressionen häufig ausschliesslich medikamentös behandelt werden1, trotz Empfehlungen der nationalen Versorgungsleitlinie, leicht- und mittelgradige Depressionen psychotherapeutisch zu behandeln3.
Da in der Schweiz kein zentrales Register mit Vollerhebungen zur Inanspruchnahme medizinischer Leistungen existiert, ist die Datenlage im ambulanten Versorgungsbereich lückenhaft1. Routinedaten könnten einen wertvollen Beitrag leisten, um sich einem realitätsnahen und vollständigen Abbild des Verordnungspraxis anzunähern. In Anbetracht dieser Situation soll unsere Studie eine Momentaufnahme der AD-Verordnungspraxis liefern und erste Hinweise auf Leitlinien-Adhärenz bei der AD-Behandlung liefern.
Das AD-Projekt beabsichtigt erstmals die Versorgungsrealität der Verschreibung von AD in der Schweiz abzubilden. Hierzu werden elektronisch erfasste Abrechnungsdaten der Helsana-Krankenversicherung explorativ analysiert werden. Folgende aufeinander aufbauende Ziele stehen im Mittelpunkt des Projekts:
Datenbasis & Analyse:
Als Datenbasis dienen elektronische Abrechnungsdaten der Helsana-Versicherung aus dem Jahr 2016, die die Verschreibungspraxis bei den ca. 1,2 Millionen Grundversicherten darstellen, von denen ca. 70% Medikamente bezogen haben4.
AD-Klassen werden anhand der anatomisch-therapeutisch-chemischen Klassifikation (ATC-Codes) der WHO wiefolgt identifiziert:
Kooperationspartner:
Abteilung Gesundheitswissenschaften, Helsana, Zürich.
Institut für Hausarztmedizin, Universität Zürich.
Literatur:
[1] Schuler D, Burla L. Psychische Gesundheit in der Schweiz. Monitoring 2012 (Obsan Bericht 52). Schweizerisches Gesundheitsobservatorium. Neuchâtel: 2012.
[2] Olfson M, Marcus SC. National patterns in antidepressant medication treatment. Arch Gen Psychiatry. 2009;66(8):848–856.
[3] DGPPN, BÄK, KBV, et al. für die Leitliniengruppe Unipolare Depression. S3-Leitlinie/Nationale VersorgungsLeitlinie Unipolare Depression. DGPPN, ÄZQ, AWMF. Berlin, Düsseldorf: 2015.
[4] Biétry F, Schur N, Pfeil A, et al. Helsana-Arzneimittelreport für die Schweiz 2015. Auswertungsergebnisse der Helsana Arzneimitteldaten aus den Jahren 2011 bis 2014. 2015.